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Strauß, David Friedrich

Protestantischer Theologe, Schriftsteller
* 27.01.1808 Ludwigsburg
† 08.02.1874 Ludwigsburg
Von der idealistischen Geschichtstheologie F. Chr. Baurs im Seminar Blaubeuren geprägt studierte der Sohn eines verarmten Kaufmanns in Tübingen Ev. Theologie (Promotion 1831). Anhand G. W. F. Hegels Vorlesungen zur Religionsphilosophie entwickelte er das Programm einer sowohl kritischen als auch spekulativen Dogmatik, um den unvergänglichen „rationalen“ Kern des wahrhaft Christlichen aufzuzeigen. Sein 1835/36 erschienenes „Leben Jesu, kritisch bearbeitet“, das in den Evangelien keine Berichte über historische Ereignisse, sondern mythische Erzählungen sah, führte zu seiner Entlassung aus dem Kirchendienst. 1872 erschien von ihm „Der alte und der neue Glaube. Ein Bekenntnis“. Hier vertrat Strauß eine ästhetisierende pantheistische Humanitätsreligion. Obwohl Friedrich Nietzsche diesen „Philisterglauben“ verspottete, wurde das Buch auch im Umkreis DAs nicht nur in freireligiösen Gemeinden und in der kirchenkritischen Arbeiterbewegung zu einem Kultbuch. Großherzogin Alice hatte Strauß Asyl in DA gewährt und sich von ihm das Manuskript dieses Buches vorlesen lassen.

Lit.: Graf, Friedrich Wilhelm: David Friedrich Strauß. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 7, Tübingen 2004, Sp. 1774f.; Ludwig Fertig: Der Freigeist in der Residenz. Anmerkungen zur Darmstädter Zeit des David Friedrich Strauß (1865-1872), in: Archiv für Hessische Geschicht und Altertumskunde, 2014, NF 72, S. 189-213.