Stadtlexikon Darmstadt

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Pfnor, Johann Wilhelm Gottlieb

Erfinder, Holzschneider
* 19.12.1792 Darmstadt
† 09.06.1869 Darmstadt
Johann Wilhelm Gottlieb Pfnor besuchte bis 1810 das Gymnasium in DA und studierte anschließend Mathematik und Kameralwissenschaften an der Universität in Gießen. 1813 wurde er Accessist, später Sekretär und Protokollist bei der Hofkammer der Provinz Starkenburg. Danach war er an der Oberfinanzkammer und an der Oberforst- und Domänendirektion tätig, bis er 1858 in Pension ging. Neben seiner Beamtentätigkeit befasste sich Pfnor – veranlasst durch freundschaftliche Beziehungen zu der Wittich’schen Hofbuchdruckerei – mit der Holzschneidekunst und fertigte zahlreiche Vignetten, Einfassungen und Initialen. Ab 1825 betrieb er in Frankfurt/Main eine Polytypengießerei, die er 1831 nach DA verlegte. Sein Sohn Wolfgang Pfnor (1826-1886) gründete 1852 als Nachfolgebetrieb eine xylografische Anstalt, die später an Fritz Haussmann überging, dessen Firma bis heute existiert. Der zweite Sohn Rudolf Pfnor (1824-1909) wurde Kupferstecher und lebte ab 1846 in Paris.
Pfnors Beschäftigung mit der Holzschneidekunst und der Wiedergabe der Holzschnitte im Druckverfahren führte zu einigen bedeutsamen technischen Neuerungen. So entwickelte er u. a. eine Klischiermaschine, die das Stereotypieverfahren vereinfachte, einen Schriftgießereiofen, der die Arbeiter vor den giftigen Antimondämpfen schützte, und verbesserte das Verfahren des Buntdrucks. Pfnor war auch auf anderen Gebieten erfinderisch tätig. So konstruierte er u. a. Körperprothesen und mechanische Blutegel und entwickelte ein Chronometer mit selbst regulierendem Pendel für Turmuhren sowie einen verbesserten Maschinen-Webstuhl. Auch die Erweiterung und Umstimmung des Darmstädter Glockenspiels wurde aufgrund seiner Untersuchungen zur Glockenakustik vorgenommen.

Lit.: Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. durch die historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 25, S. 693f.; Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. von Ulrich Thieme und Felix Becker, Bd. 26, S. 536.