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Bajus gen. Stolz, Peter

Tagelöhner, Schnellläufer
* 13.06.1795 Nauheim
† nach 1856 vermutlich Amerika
Der mittellose Analphabet kam ab 1824 als „eine unübertroffene Spezialität in seiner Kunst“ zu ungeheurer Popularität in Hessen und wurde v. a. in DA zu einer „jedem Kinde bekannten Stadtfigur“. Seine Kunst war das – damals noch ganz unbekannte – Schnelllaufen, ein Talent, das er als Botengänger für Kaufleute bei sich entdeckt hatte. Seinem ersten spektakulären Lauf am 25.01.1824 von Mainz-Kastell nach Frankfurt in nur 2 ¼ Stunden folgten zahlreiche weitere öffentliche Weit- und Schnellläufe über 30 bis 60 km in Hessen, bei denen z. T. hohe Summen verwettet wurden. Seine läuferische Leistung zu bewerten ist schwierig, da es damals noch keinerlei Standards gab. Vergleiche aber zeigen, dass seine Leistung vermutlich erst 100 Jahre später durch den olympischen Goldmedaillenläufer Paavo Nurmi (1920 und 1928) überboten wurde. Seine Popularität verschaffte Bajus möglicherweise noch im Jahr 1824 eine Anstellung in der Hofhaltung von Ludewig I., wo er als Lakai fungierte, zu dessen Aufgaben es gehörte „in silberstrahlender Livree“ mit hohem weißen Federbusch auf der Kappe und einer Fackel in der Hand als eine Art Statussymbol der Großherzoglichen Kutsche vorwegzulaufen. Im „Hof-Etat“ wird Bajus bis Ende der 1830er Jahre als Läufer geführt. Anfang 1856 emigrierte er, inzwischen über 60 Jahre alt und sicher nicht mehr im aktiven Läuferdienst, zusammen mit zwei Söhnen nach Nordamerika. Dort verliert sich seine Spur.

Lit.: Bertsch, Robert: Peter Bajus, der Schnelläufer, Darmstadt 1992.