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Adelung, Bernhard

Politiker, Staatspräsident
* 30.11.1876 Bremen
† 24.02.1943 Darmstadt
Die Kinderjahre verbrachte Bernhard Adelung bei den bäuerlichen Eltern der Mutter in der Heide, die Volksschulzeit in Bremen, wo der Vater am Güterbahnhof arbeitete. Schon in den letzten Schuljahren nebenbei Laufbursche bei einem Herrengeschäft, absolvierte Adelung eine vierjährige Schriftsetzerlehre, der 1896/97 ein in den Erinnerungen lebhaft geschildertes Wanderjahr durch Deutschland, die Schweiz, Norditalien und Österreich folgte. Auf dem Rückweg blieb er als Buchdrucker-Geselle in Mainz, wo er alsbald im Gewerkschaftskartell wie in der SPD aktiv wurde. 1902 Mitredakteur der „Mainzer Volkszeitung“, heiratete er nach einer kurzen Haftstrafe wegen „Majestätsbeleidigung“ im November 1903 die Tochter eines Mainzer Schifffahrts-Direktors und wurde wenige Tage später zum Landtagsabgeordneten, im Folgejahr zusätzlich zum Mainzer Stadtverordneten gewählt. Im Ersten Weltkrieg war er aus Gesundheitsgründen nur kurzzeitig Soldat, übernahm aber am 09.11.1918 den Vorsitz im Mainzer Arbeiter- und Soldatenrat. Unter Verzicht auf das ihm angetragene Ministeramt in DA wurde er Bürgermeister-Beigeordneter in Mainz, das ab Dezember zum französisch besetzten Gebiet gehörte. Seit Februar 1919 zugleich Präsident der neu gewählten Volkskammer des künftigen Volksstaats Hessen, wurde er erstmals im Juni 1919, dann erneut 1923 aus Mainz ausgewiesen, konnte sein dortiges Amt aber letztlich weiterführen, bis er 1928 als Nachfolger Carl Ulrichs als Staatspräsident und Kulturminister der Hessischen Landesregierung endgültig nach DA wechselte. Mit Unterstützung des gleichzeitig zum Innenminister bestellten Parteifreunds Wilhelm Leuschner amtierte Adelung auch nach dem Verlust der parlamentarischen Mehrheit mit dem NSDAP-Wahlsieg im November 1931 „geschäftsführend“ bis zur in Hessen verzögerten „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Gefolge der Reichstagswahl vom 05.03.1933. In DA wurde 1945 die Adelungstraße nach ihm benannt.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1, S. 65; Friedrich, Karl (Bearb.): Bernhard Adelung, Sein und Werden. Vom Buchdrucker in Bremen zum Staatspräsidenten in Hessen, Offenbach 1952.