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Schenck von Trapp, Lothar

Bühnenbildner
* 20.08.1889 in Wiesbaden
† 08.06.1950 Berlin
Lothar Schenck wuchs in Wiesbaden auf und erhielt u.a. bei Professor Friedrich Lütkemeyer (1842-1913) in Coburg eine Ausbildung zum Bühnenmaler. 1913 nahm er eine Anstellung als Theatermaler am Hoftheater in Darmstadt an, wo ihn der dortige Bühnenbildner Kurt Kempin beeinflusste. Nach Kriegseinsatz kehrte er nicht mehr nach Darmstadt zurück, sondern ging – jetzt unter Hinzufügung des Geburtsnamens der Mutter als Lothar Schenck von Trapp – kurzzeitig an das Stadttheater nach Mainz (1919-1920), danach an das Staatstheater Wiesbaden (1920-1924). Dort brachte er es durch seine vom Jugendstil beeinflussten, stilisierten Bühnenbilder zu einigem Ruhm. Wegen eines Theaterskandals, in den er verwickelt war, musste er das Wiesbadener Haus verlassen und wurde vom Darmstädter Intendanten Ernst Legal an das Hessische Landestheater berufen.
In Darmstadt sollte er als Bühnenbildner und Ausstattungsleiter maßgeblich den Inszenierungsstil des Theaters bestimmen. Bekannt für seine farbenfrohen Bühnengestaltungen wurden seine Produktionen oft Publikumsmagneten, gerieten aber wegen ihres extravaganten und fantasiereichen Stils immer wieder in den Fokus der Kritik. Zu nennen sind u.a. die Inszenierungen von Molières „Monsieur de Pourceaugnac“, Richard Strauss‘ „Intermezzo“, Hindemiths „Hin und zurück“ oder Wagners „Lohengrin“. Auch in der Ära des Intendanten Carl Ebert blieb Schenck von Trapp eine feste Größe in der Darmstädter Theateravantgarde.

1929 wechselte Schenck von Trapp vor den Darmstädter Sparzwängen nach Kassel, blieb dem Landestheater aber als Gastbühnenbildner erhalten, wo er u.a. die Bühnenbilder der bekannten Inszenierung von Alban Bergs „Wozzeck“ (1930) schuf. 1933 ging er nach Wiesbaden. Weitere Gastverpflichtungen in Darmstadt blieben aus. In der Wiesbadener Zeit zeigten die Bühnenbilder – nicht zuletzt der NS-Kunstideologie verpflichtet – kaum noch die Kreativität und Experimentierfreude wie in Darmstadt. Wegen eines Sexualdelikts 1943 entlassen, siedelte Schenck von Trapp nach Berlin um und heiratete dort die Kostümbildnerin Aenne Pfusch (1902-1968). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der meistbeschäftigte Bühnenbildner Berlins mit Projekten an verschiedensten Bühnen der Stadt, vor allem an der Staatsoper Unter den Linden. Während er sich um eine Rückkehr nach Wiesbaden bemühte, verstarb er plötzlich in Berlin.

Lit.: Rouven Pons: Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp. Idee und Wirklichkeit der Darmstädter Theatermoderne, Darmstadt, Marburg 2024 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 194); Pons, Rouven: Ein Lebensbild in mehreren Akten. Der Bühnenbildner Lothar Schenck von Trapp (1889–1950) im Hessischen Landesarchiv, in: Archivnachrichten aus Hessen 21/2 (2021), S. 42-45; Sascha Förster: Spielzeuge: Theater-Raum-Objekte von Schlemmer, Ahlfeld-Heymann & Schenck von Trapp, Köln 2017 (Theater-Erkundungen #3).