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Ingenieurschule für Bauwesen

Ausbildungsschulen für Bauhandwerker gab es in DA seit 1812, als Georg Moller eine Bauschule ins Leben rief, die 1822 in der Realschule aufging. Nach einem ersten gescheiterten Versuch der Gründung einer Baugewerkschule im Winter 1846/47 eröffnete der Darmstädter Gewerbeverein am 01.12.1849 mit 13 Schülern eine Winterbauschule zur Weiterbildung von Bauhandwerkern, in der von Dezember bis März Zeichnen, Geometrie, Rechnen, Buchführung, Mechanik u. a. gelehrt wurden. Nachdem die Schülerzahl im Winter 1875/76 auf die Rekordmarke von 40 gestiegen war, die nunmehr von vier Dozenten unterrichtet wurden, wurde zum 01.12.1876 die Winterbauschule zur Landesbaugewerkschule erweitert. Die neue Schule sollte, zwischen Fachschulen und TH angesiedelt, Absolventen einer Bauhandwerkerschule eine weitere Ausbildung zum Bautechniker ermöglichen. Zu den bisherigen Fächern kamen jetzt hinzu: Baukonstruktion, Elemente der Maschinenkonstruktion, Grundlehren der Mechanik und Physik, Feldmesskunde und Bauentwurfslehre. Die Schule, die mit 50 Schülern in einer Klasse im Winterunterricht begann, wurde bereits 1877 zweiklassig und ab dem Winter 1890/91 in drei, ab Sommer 1898 in vier aufeinander aufbauenden Klassen geführt, dazu seit 1895 ganzjährig. Die Schülerzahl stieg auf über 200 an. 1901 hat man eine besondere Tiefbauabteilung eingerichtet. Das 1877 errichtete Schulgebäude an der Neckarstraße wurde aus Raummangel und aufgrund der Ausweitung des Unterrichts im Hochbau auf fünf Semester 1908 bis 1910 durch einen von Arthur Wienkoop errichteten Neubau ersetzt. Zum ersten hauptamtlichen Leiter der Schule, die bisher vom Gewerbeverein getragen worden war, ernannte man 1891 Hermann Müller, der bereits seit 1876 an der Schule lehrte. Sein Nachfolger war 1906 bis 1930 Arthur Wienkoop. 1931 bis 1934 folgte ihm als Direktor Adolf Schneidt (1877-1937).

Im ersten halben Jahrhundert ihres Bestehens entwickelte sich die Baugewerkschule von einer Fortbildungsschule für Bauhandwerker zu einer Bautechnikerschule, die v. a. Nachwuchs für den staatlichen und kommunalen bautechnischen Dienst ausbildete. Dieser Wandel kam auch in der Umbenennung zur „Hessischen Höheren Landesbauschule“ im Januar 1927 zum Ausdruck. 1932 erhielt die Darmstädter Schule Lehrer und Studenten der aufgelösten Offenbacher Bauschule. Ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in „Staatsbauschule“, bereits im April des Jahres unter dem Namen „Adolf-Hitler-Bauschule“. 1936 vereinigte man die Darmstädter Schule mit der Binger Schwesterschule und der Bauabteilung des Polytechnikums Friedberg und verlegte alle nach Mainz. Dort endete der Unterricht mit der Kriegszerstörung im Februar 1945. Das alte Darmstädter Schulgebäude war bereits im September 1944 den Bomben zum Opfer gefallen. Im Mai 1946 begann der Wiederaufbau der Darmstädter Staatsbauschule, zunächst im Erdgeschoss der Rundeturmschule und weiteren Ausweichquartieren, später im notdürftig wieder hergestellten Gebäude der Handelsschule in der Riedeselstraße und einem Neubau in der Neckarstraße. 1951 unterrichteten 22 Lehrkräfte bereits wieder 390 Studierende. 1964/65 waren es über 550 und 33 Dozenten. Erst im April 1962 konnte die mittlerweile zur staatlichen Ingenieurschule aufgewertete Schule einen Neubau im Ingenieurschulzentrum an der Havelstraße beziehen. Im August 1971 ging die Ingenieurschule für Bauwesen in den Fachbereichen Architektur und Bauingenieurwesen der Fachhochschule (Hochschule DA) auf.