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Martin-Behaim-Gesellschaft

In DA wurde am 27.11.1951 in Anwesenheit zahlreicher Persönlichkeiten des kulturellen Lebens die Martin-Behaim-Gesellschaft gegründet. Sie machte sich zur Aufgabe, Informationen über das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Deutschen im Ausland zu sammeln, die deutsche Kultur im Zusammenwirken mit anderen Kulturen zu zeigen und die Präsentation deutscher Literatur im Ausland mit Buch- und Zeitschriftensendungen an Institutionen auf allen Kontinenten zu fördern. Namensgeber war der Nürnberger Geograf und Weltreisende Martin Behaim (1459-1507), der 1492 den ersten Globus schuf. Die Gesellschaft unterhielt das „Institut zur Förderung des deutschen Buches im Ausland“. Initiator und Gründer war der Journalist Kurt Schleucher, der als Vorsitzender bis 1991 fungierte und mit der Gesellschaft seine Lebensaufgabe gefunden hatte. Die anfängliche Skepsis vor nationalistischen Tendenzen konnte Schleucher durch seine die Völkerverständigung fördernden Aktivitäten widerlegen. Schon im ersten Jahr konnten 370 Bücher und 1.400 Zeitschriften, von Verlagen und Institutionen gespendet, ins Ausland gehen. Mitfinanziert wurde die Gesellschaft durch die Stadt DA und das Land Hessen. Das Auswärtige Amt förderte die Gesellschaft seit etwa 1957 finanziell. Außenminister Heinrich von Brentano überließ es der Gesellschaft, ausländische Bibliotheken, Akademien, literarische Gesellschaften, Schulen und Bildungseinrichtungen mit deutscher Literatur von der Klassik bis zur Moderne zu versorgen. 1971 waren schon über eine halbe Million Bücher verschickt. Dazu kamen ab Ende der 1950er Jahre Ausstellungen, die – in DA konzipiert und eröffnet – durch Europa, Amerika, Afrika und Asien wanderten. Themen waren unter anderem Grimms Märchen, Georg Büchner und der lesende Mensch.

Untergebracht war die Gesellschaft nach einigen Provisorien zunächst in der Alexanderstraße 25, dann in der Ahastraße 7, ab 1971 im Ernst-Ludwig-Haus und seit 1981 im John-F.-Kennedy-Haus. 1983 entzog das Auswärtige Amt der Gesellschaft ihr Arbeitsgebiet und damit die Zuschüsse. Daraufhin verschob sich der Schwerpunkt vom Buchversand zur Forschungsstelle „Deutsche unter anderen Völkern“, die schon durch eine vorher von Schleucher herausgegebene Biografien-Reihe vorbereitet war. Das Aus für die Gesellschaft begann mit dem Tod ihres Begründers 2001 und endete mit der Auflösung Anfang 2004. Bibliothek und Archiv der Gesellschaft gingen in den Besitz der Stadt DA über und sind als Kurt-Schleucher-Bibliothek im Literaturhaus untergebracht.