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Knapp, Johann Friedrich

Staatsrat
* 20.09.1776 Erbach
† 22.05.1848 Darmstadt
Die Beamtenlaufbahn war vom Vater, dem gräflich Erbach’schen Kammerrat Theodor Friedrich Knapp (1731-1810), vorgegeben: Gymnasium in DA, Jurastudium in Jena und Marburg, Assessor, dann Regierungs- und Konsistorialrat in Erbach. Nach der Mediatisierung des Grafenhauses wurde Knapp 1808 Rat in der nunmehr großherzoglichen Gesamtjustizkanzlei in Michelstadt und Direktor des Unterkonsistoriums für die Erbacher Lande. 1816 wechselte er zum Oberappellations- und Kassationsgericht in DA. Als gewählter Landtagsabgeordneter nahm er 1820 aktiven Anteil an den Verfassungsdebatten; 1823 wurde er für eine Session Präsident der Zweiten Kammer und Mitglied des Staatsrats. Seit 1825 Rat im Innen- und Justizministerium unter Karl Ludwig von Grolman, unterstützte Knapp in den unruhigen 1830er Jahren als Geheimer Staatsrat die Politik des „du Thil’schen Systems“. Ein Bestechungsverdacht in Zusammenhang mit den Eisenbahnplänen führte 1838 zur Pensionierung, die Zeit zu verstärktem Engagement in der Landesgeschichte gab. Schon 1813 hatte Knapp über die „Römischen Denkmale des Odenwalds“ geschrieben. Seit 1839 Präsident des Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen, versuchte er sich 1845 am Nibelungenlied und „entdeckte“ den „Siegfried-Brunnen“ bei Grasellenbach. Der noch in Michelstadt geborene Sohn Friedrich Ludwig Knapp (1814-1904) wurde als Schüler Justus Liebigs zum „Altmeister der chemischen Technologie“. Enkel Georg Friedrich Knapp (1842-1926), renommierter Volkswirt an der Universität Straßburg im Elsass und Schwiegervater des nachmaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss, verbrachte seine letzten Lebensjahre wieder in DA. Johann Friedrich Knapps Grabstätte befindet sich
auf dem Alten Friedhof in DA.

Lit.: Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. durch die historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 51, S. 250-252; Heidenreich, Magda: Wesentliches und Unwesentliches aus einer weltoffenen südhessischen Familie, Darmstadt 1980; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 512f.; Fertig, Ludwig: Von Erbach nach Darmstadt. Der Geheime Staatsrat Johann Friedrich Knapp. In: Gelurt. Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte (2010), S. 26-42; Darmstädter Ehrengräber, Darmstadt 2016 (Darmstädter Schriften 105), S. 110-112.