Stadtlexikon Darmstadt

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Banken

(s. a. Landesbank Hessen-Thüringen, Sparkasse, Volksbank)
Mit dem im 19. Jahrhundert schnell fortschreitenden Industrialisierungsprozess in Deutschland konnte die Entwicklung des Bankenwesens, das in der Hand von Privatbankiers lag, zunächst nicht Schritt halten. Neben der Vereinheitlichung der Währung und dem Fall der Zollschranken seit 1834 war die Gründung von Aktienbanken ein wichtiger Schritt zur Förderung der Industrialisierung, denn nur diese konnten durch Stückelung der Anteile ein immenses Kapital aufbringen. Die erste Aktienbank war seit 1848 der Schaaffhausensche Bankverein in Köln, der seine Entstehung im Sommer 1848 einem liberalen preußischen Kabinett verdankte. Im Allgemeinen gab es in Preußen jedoch keine Konzessionen für Aktienbanken, da diese als Spekulationsinstrument beurteilt wurden und man nur in der vollen privaten Haftung des Bankiers die Grundlage eines soliden Bankgeschäfts sah. In Frankfurt, das als führender Finanzplatz als Gründungsort für Aktienbanken in Frage gekommen wäre, wurde dies durch den großen Einfluss der ansässigen Privatbankiers, v. a. der Rothschilds, verhindert.

So begann im Jahr 1853 in DA mit der Gründung der Bank für Handel und Industrie, die später als Darmstädter Bank und seit 1922 als Darmstädter und Nationalbank (Danatbank) firmierte, die Entwicklung des deutschen Großbankensystems. Die Bank für Handel und Industrie war die erste deutsche Bank, die mit voller Absicht als Aktienbank geschaffen worden war. Am 02.04.1853 wurde die Konzession von der Großherzoglichen Regierung erteilt. Anfang Juli 1853 erfolgte die Aufnahme des normalen Bankbetriebs. 1855/56 wurde als Schwesterinstitut eine Notenbank, die Bank für Süddeutschland gegründet, die in Personalunion mit der Bank für Handel und Industrie geleitet wurde. Diese Bank wurde zum Vorbild der Gründung weiterer Aktienbanken. Hauptgeschäftszweig war neben der Hereinnahme von Depositen die Emission von Staatsanleihen und die Finanzierung der Industrie. Sie wurde zur Gründungsbank zahlreicher Industriegesellschaften, in denen sie für längere Zeit die Beteiligung beibehielt, um den Erfolg zu sichern. Führend war die Bank für Handel und Industrie auch im Bereich der Eisenbahnfinanzierung, sie war besonders am Ausbau mehrerer süddeutscher, österreichischer und ungarischer Bahnen, v. a. aber an der hessischen Ludwigsbahn (Worms-Mainz, Bingen-Mainz-DA-Aschaffenburg) beteiligt.

Aktienbanken wie die Bank für Handel und Industrie, die Deutsche Bank (gegr. 1871) und die Dresdner Bank (gegr. 1872) entwickelten sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu klassischen Universalbanken. Um bei ihren wachsenden Kundenzahlen als Ansprechpartner vor Ort präsent zu sein, beteiligten sie sich an Regionalbanken, bauten aber auch ein eigenes Filialnetz auf. Die Darmstädter Bank war, beginnend in New York, mit einem weiten Netz von Filialen an allen wichtigen Finanzplätzen im Deutschen Reich und im Ausland präsent. Ihren Sitz hatte die Darmstädter Bank zunächst in der Neckarstraße und ab 1875 in einem Neubau gegenüber den damaligen Bahnhöfen am Steubenplatz. Ihr dortiges Gebäude war von dem Mainzer Architekten Philipp Berdellé in der Tradition Gottfried Sempers erbaut worden, seine Fassade hatte starke Ähnlichkeit mit dem südlichen Mittelbau des Dresdner Zwingers. Nach dem Zusammenschluss mit ihrer Schwesterbank, der Bank für Süddeutschland, fusionierte die Darmstädter Bank 1922 mit der Nationalbank für Deutschland in Bremen zur Darmstädter und Nationalbank (Danatbank) und wurde dadurch zur zweitgrößten Bank in Deutschland. Doch ließ sich die Danatbank zu einer Politik hinreißen, die auch schon ihrem Pariser Vorbild das Genick gebrochen hatte: kurzfristig hereingenommene Gelder wurden in längerfristigen Industrieanlagen festgelegt und waren dann bei Abzug der Privateinlagen nicht verfügbar. Dazu kam der Niedergang der Norddeutschen Wollkämmerei, des damals größten europäischen Textilkonzerns, dessen Hauptgeldgeber die Danatbank war. So musste sie am 13.07.1931 ihre Schalter schließen und am 11.03.1932 auf Druck der Reichsregierung mit der 1872 gegründeten Dresdner Bank fusionieren. Als einzige Filiale der Dresdner Bank außer Bremen führte das Institut in DA zur Wahrung der Tradition die Bezeichnung „Darmstädter und Nationalbank Darmstadt, Filiale der Dresdner Bank“. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die deutschen Großbanken länderweise aufgeteilt wurden, nannten sich die Filialen der Dresdner Bank in Hessen „Rhein-Main-Bank“. Die Darmstädter Hauptstelle der Dresdner Bank in der Rheinstraße 14, das dortige alte Gebäude wurde 2002 durch einen Neubau ersetzt, gehört heute zur Commerzbank.

Die Deutsche Bank hatte seit 1914 eine Niederlassung in DA. Sie übernahm hier das 1816 gegründete Bankgeschäft des Hofrats Sander und eröffnete ihre Filiale am 02.01.1914 am Luisenplatz. Das 1915 neu errichtete Gebäude der Deutschen Bank in DA wurde in der Brandnacht 1944 zerstört, ein Notbetrieb wurde in den Kellerräumen bis zum 25.03.1945 aufrechterhalten. Einen Monat später konnte die Bank ihre Geschäfte in beschränktem Umfang mit Genehmigung der Militärregierung wieder aufnehmen. 1952 wurde das Bankgebäude am alten Platz wieder aufgebaut und in den Jahren 1966 bis 1968 und 1995/96 modernisiert und umgebaut. 2014 konnte die Deutsche Bank ihr 100-jähriges bestehen am Luisenplatz feiern.