Stadtlexikon Darmstadt

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Wilbrand, Wilhelm

Jurist, Kunstsammler
* 08.09.1871 Viernheim
† 02.09.1957 Darmstadt
Die Familie Wilbrand war Anfang des 19. Jahrhunderts aus Westfalen nach DA gekommen. Wilbrands Vater, Ludwig Wilhelm Wilbrand, stand über zwei Jahrzehnte an der Spitze der Forstverwaltung des Hessischen Staates; ihm ist es u. a. zu verdanken, dass DA eine von Wäldern umgebene Stadt ist. Wilbrand besuchte in DA das Ludwig-Georgs-Gymnasium und studierte anschließend hier und in Gießen Rechtswissenschaften. An der Universität Erlangen promovierte er 1900 zum Doktor beider Rechte und stieg in Hamburg als Sozius in ein Hypothekenbankgeschäft ein.

1914 kehrte Wilbrand nach DA zurück. Seine Villa in der Dieburger Straße 199, heute das Altenzentrum an der Rosenhöhe (Alten- und Seniorenheime) wurde bald zum gesellschaftlichen Mittelpunkt. Wilbrand kam während des Ersten Weltkriegs in persönlichen Kontakt zur großherzoglichen Familie und trat 1918 auf deren Wunsch in die Vorstände der sozialen Organisationen, die dem Großherzogspaar am Herzen lagen, ein. So wurde Wilbrand Mitglied des Demobilmachungsausschusses, Zivilvorsitzender für die „Kriegsheimkehr“, Schatzmeister der „Hessischen Flüchtlingsfürsorge“, Vorsitzender des Kuratoriums des Eleonorenheims, Mitglied des Hauptvorstands des Alice-Frauenvereins und Intendant des Alice-Hospitals bis 1938. In verschiedenen Vereinen und Gremien wirkte er als stellvertretender Vorsitzender, so im städtischen Bildungsausschuss, im Verkehrs- und Verschönerungsverein (Stadtwerbung), im Bauverein und im Hausbesitzerverein. Wilbrand gehörte mit Großherzog Ernst Ludwig u. a. zu den Gründern der „Gesellschaft für freie Philosophie, Schule der Weisheit“. Wilbrand war Geschäftsführer dieser Vereinigung, deren Tagungen unter Hermann Graf Keyserling DA wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt werden ließ. Seit 1918 war Wilbrand auch Geschäftsführer der „Großhessischen Bewegung“ und wies 1945 bei Gesprächen mit der amerikanischen Militärregierung über die Bildung des Landes Großhessen die historische Notwendigkeit und Schlüssigkeit eines geeinten hessischen Bundeslandes nach. Neben diesen vielfältigen Engagements war Wilbrand begeisterter Kunstsammler, eine Leidenschaft, die ihn schon als Kind mit neun Jahren und 35 Pfennig Taschengeld gepackt hatte und sein Haus durch die Sammlungen von Pfeifenköpfen, Waffen, Holztafelungen, Bildern und Büchern zu einem Privatmuseum ganz eigener Art werden ließ. Sein Buch „Rund um den Langen Ludwig“, das 1940 erschien, vereint humorvolle Betrachtungen aus DAs Vergangenheit. 1956 wurde Wilbrand, der auch Mitgründer des Darmstädter Heinerfestes war, zu seinem 85. Geburtstag mit dem Bundesverdienstkreuz und der Bronzenen Verdienstplakette der Stadt DA ausgezeichnet. Wilhelm Wilbrand wurde auf dem Waldfriedhof in DA beigesetzt.