Stadtlexikon Darmstadt

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Werner, Ferdinand

Philologe, Politiker
* 27.10.1876 Weidenhausen/Kreis Biedenkopf
† 05.03.1961 Gießen
Der Sohn eines Schlossermeisters studierte in Gießen Germanistik fürs Lehrfach, erhielt nach dem zweiten Examen eine Stelle am Gymnasium in Laubach und wurde 1905 Oberlehrer in Gießen, wo er 1907 noch promovierte. Nach einem Intervall in Worms seit 1910 an der Realschule Butzbach, erhielt Werner 1914 den Professorentitel. Schon seit 1911 Mitglied des Reichstags, kam er 1918 als Nachrücker in den Darmstädter Landtag und wurde für den Bauernbund in den unmittelbar vor Ausbruch der Revolution bestellten Staatsrat berufen. Werner war 1919 Stadtrat in Butzbach, kehrte 1921, nun als Mitglied der Deutschnationalen, in den Landtag zurück und wechselte 1930 zur NSDAP, die ihn nach dem Wahlsieg des Folgejahres auf den Sessel des Landtagspräsidenten hievte. Nach der in Hessen verzögerten „Machtergreifung“ im März 1933 wurde Werner mit Unterstützung der bürgerlichen Fraktionen zum Staatspräsidenten gewählt, musste sich aber gefallen lassen, dass ihn der zum Reichsstatthalter ernannte NS-Gauleiter Jakob Sprenger bereits am 5. Mai zum Ministerpräsidenten degradierte. Der Protest des Philologen gegen den „Barbarismus“ der Bücherverbrennung vor den deutschen Bibliothekaren in DA im Juni 1933, vor allem aber sein Widerstand gegen Sprengers Mediatisierungspolitik, führten nach einem kurzen Machtkampf im Herbst 1933 zur Entlassung und Pensionierung Werners. Im Folgejahr bestellte man ihn zum „Reichswanderführer“, 1936 für einige Jahre zum Leiter der Abteilung Höhere Schulen beim Oberpräsidenten in Breslau.

Lit.: Das Deutsche Führerlexikon, 1934/35; Jatho, Jörg-Peter: Dr. Ferdinand Werner. Eine biographische Skizze zur Verstrickung eines völkischen Antisemiten in den Nationalsozialismus. In: Wetterauer Geschichtsblätter 34. 1985, 181-224; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 951f.