Stadtlexikon Darmstadt

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Wagner, Georg Wilhelm Justin

Geschichtsforscher
* 11.04.1793 Pfungstadt
31.08.1874 Roßdorf
Georg Wilhelm Justin
Wagner besuchte nach Volksschul- und Privatunterricht bei seinem Vater ab 1808 das Ludwig-Georgs-Gymnasium, das er bereits im Februar 1810 wieder verließ. Nach abgebrochenen Ausbildungen zum Kupferstecher und Forstbeamten studierte er ab 1814 in Gießen mehrere Fächer, brach das Studium 1816 ab und ließ sich nach zwei Jahren im Elternhaus in Roßdorf 1818 bis 1820 zum Geometer ausbilden. Im selben Jahr wurde er als solcher für die Provinz Starkenburg verpflichtet. 1822 bis 1825 war Wagner Bürgermeister von Roßdorf, 1827 übernahm er die technische Leitung des Kommunalstraßenbaus im Bezirk Reinheim. Nachdem Wagner eine „Statistik und Topographie des Landratsbezirks Reinheim“ herausgegeben hatte, wurde er damit beauftragt, eine ähnliche historische Aufnahme für das ganze Land zu machen. 1829 erschien die „Statistisch-topographische Beschreibung des Großherzogtums Hessen“. Dieses Werk galt aufgrund seiner Gründlichkeit und dem Literaturverzeichnis, das als erster Versuch einer Bibliografie des Großherzogtums Hessen betrachtet wurde, als Bahn brechend und ist heute noch ein wichtiges Quellenwerk.

1832 gab Wagner seine Arbeit als Geometer und Techniker auf, lebte und arbeitete auf dem von ihm 1833 erworbenen und ausgebauten „Engelhof“ in Roßdorf und widmete sich fortan ganz der Geschichtsschreibung des Großherzogtums. Sein wohl wichtigstes Werk sind die „Wüstungen im Großherzogtum Hessen“, (3 Bde., DA 1854-65), die wegen ihrer nach wie vor großen Bedeutung für die Landesgeschichte 1969 nachgedruckt wurden. Für DA von besonderer Bedeutung ist Wagners 1840 erschienene „Geschichte und Beschreibung von Darmstadt und seinen nächsten Umgebungen, von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten“. Wagner war außerdem Mitbegründer des Historischen Vereins und wurde aufgrund seiner Verdienste um die Landesgeschichte 1840 zum Hofrat ernannt. 1862 verlieh man ihm die goldene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft. Die Roßdorfer „Justin-Wagner-Schule“ ist nach ihm benannt.

Lit.: Hessische Biographien. In Verbindung mit Karl Esselborn und Georg Lehnert hrsg. von Hermann Haupt, Darmstadt 1918-1934, Bd. 2, S. 219-224.