Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

Viktoriaschule

Im Jahr 1829 wurden zwei der vier in DA bestehenden Stadtmädchenklassen zu einer höheren Bürger-Mädchenschule erhoben (Schulwesen). Diese Mädchenschule wurde in den folgenden Jahren auf sieben über die Stadt verteilte Schulklassen erweitert, die 1861 erstmals in einem eigenen Gebäude Ecke Grafen- und Elisabethenstraße vereint werden konnten. 1876 wurde die Höhere Mädchenschule den Realschulen gleichgestellt. Den Namen „Viktoriaschule“ erhielt sie jedoch erst am 01.06.1893 zu Ehren von Prinzessin Viktoria von Hessen und bei Rhein. Zwischen 1896 und 1898 erfolgte ein Neubau in der Hochstraße nach den Entwürfen von Eugen Beck. Dennoch waren die weiter ansteigenden Schülerinnenzahlen bald nicht mehr zu bewältigen. 1911 wurden 305 Schülerinnen und 14 Lehrerinnen in die neu errichtete Eleonorenschule überführt. Nach 1933 mussten jüdische Schülerinnen die Viktoriaschule verlassen. Einige – wie Herta Mansbacher – wurden später deportiert und ermordet. In der Darmstädter Brandnacht 1944 wurde der neugotische Klinkerbau der Viktoriaschule weitgehend zerstört.

Von dem einstigen repräsentativen Gebäude sind heute nur noch der Haupteingang mit Portikus und Freitreppe sowie der Klassenraumflügel und das Uhrtürmchen im Hof erhalten. 1951 wurde das Schulgebäude teilweise wieder aufgebaut und das Treppenhaus mit zwei Wandbildern von Eberhard Schlotter ausgestattet. 1962 erhielt die Schule einen Anbau, in dem die Turnhalle und die Fachsäle für Naturwissenschaften eingerichtet wurden.

Das Bildungsangebot der Viktoriaschule erweiterte sich seit ihrer Gründung stetig. 1877 wurde ein Lehrerinnenseminar angegliedert, das bis 1926 bestand, 1880 erhob man die Schule in den Rang einer Realschule erster Ordnung und nach der Einführung der drei oberen Klassen konnte 1916 erstmals eine Schülerin an der Viktoriaschule die Reifeprüfung ablegen, die zum Hochschulstudium berechtigte. Seit 1966 werden auch Jungen aufgenommen. Die bekanntesten Schülerinnen der Viktoriaschule waren die Schriftstellerinnen Elisabeth Langgässer (1899-1950), Gabriele Wohmann (1932-2015) und die amerikanische Fotografin Inge Morath (1923-2002).

Lit.: Reinhold-Postina, Eva (u.a.): Ein Darmstädter Baudenkmal – 100 Jahre Altbau der Viktoriaschule 1898-1998, Darmstadt 1998; Die Viktoriaschule im Wandel der Zeiten. 175 Jahre Viktoriaschule, Darmstadt 2004.