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Sprenger, Jakob

NS-Gauleiter, Reichsstatthalter
* 24.07.1884 Oberhausen/Pfalz
† 08.05.1945 Kössen/Tirol
Vierter Sohn einer kleinbäuerlichen Familie, absolvierte Jakob Sprenger nach dem Progymnasium in Bergzabern die Ausbildung für den Verwaltungsdienst der Reichspost. Über erste Stationen in Mannheim und Hamburg kam er 1912 an die Oberpostdirektion Frankfurt und wurde kurz vor Kriegsausbruch Postsekretär. Nach vier Kriegsjahren im Militär, seit 1916 als Leutnant, war er 1920 wieder Postinspektor in Frankfurt/Main, wo er 1922/23 der NSDAP beitrat. Mit der Neuorganisation der Partei 1925 Frankfurter Ortsgruppenleiter, wurde er 1927 Gauleiter des Gaus Hessen-Nassau-Süd, dem 1932 der Gau Hessen-Darmstadt angegliedert wurde. Schon seit 1925 Stadtverordneter, dann Stadtrat in Frankfurt, wurde Sprenger im Herbst 1930 auch Mitglied des Reichstags. Nach der Ernennung zum Reichstatthalter in Hessen Anfang Mai 1933 übernahm Sprenger mit der Ausschaltung des NS-Staats-, dann Ministerpräsidenten Ferdinand Werner im Herbst die volle Regierungsverantwortung im bisherigen Volkstaat Hessen. Seit März 1935 firmierte er offiziell als „Führer der Landesregierung in Hessen“. Dass er seinen Hauptsitz in Frankfurt behielt, minderte die Hauptstadtrolle DAs. Von den zur wirtschaftlich-administrativen Integration des Gaugebiets begründeten Institutionen erhielt nur der Landesverkehrsverband Rhein-Main seinen Sitz am Woog. Im „Jakob Sprenger-Haus“ am Rheintor, dem ehemaligen Main-Neckar-Bahnhof, residierte die Gauamtsleitung der NS-Volkswohlfahrt. Doch auch als „Reichsverteidigungskommissar“ ab 1939 war Sprenger nur für einen Teil seines Gaus zuständig. Bemühungen, in einem großhessischen „Reichsgau“ eine echte Einheit von Partei und Verwaltung zu schaffen, blieben ergebnislos. Die Flucht in die imaginäre „Alpenfeste“ endete mit dem vorbereiteten Selbstmord.

Lit.: Zibell, Stephanie: Jakob Sprenger (1884-1945). NS-Gauleiter und Reichsstatthalter in Hessen, Darmstadt 1999.