Stadtlexikon Darmstadt

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Sparkasse Darmstadt

(s. a. Banken) Aus der Überlegung heraus, Geldbedürfnisse der ärmeren Bevölkerung in DA zu decken und sie vor Zinswucher zu bewahren, wurde im Juli 1807 ein amtliches Pfandhaus gegründet, das unter der Aufsicht der staatlichen Polizeideputation stand. Die schnelle Entwicklung dieses Hauses zeigte, wie sehr es dem Zeitbedürfnis entgegenkam. Mehrere Bürger der Stadt gaben dem Pfandhaus Kredite von vier bis sechs Prozent, wodurch das Pfandhaus alsbald leistungsfähig wurde. Schließlich wurde durch Dekret Ludewigs I. vom 28.10.1808 das Pfandhaus mit einer Ersparungskasse verbunden. Es ist dies die eigentliche Gründungsurkunde der heutigen Stadt- und Kreis-Sparkasse Darmstadt. Die Gründung einer Sparkasse durch die Staatsverwaltung war also ein Akt der „Selbsthilfe der Bürger“, um gewisse soziale Missstände zu mildern oder gar zu beseitigen. Ärmere Bewohner konnten ihre Notgroschen zinsbringend anlegen, um in Fällen von Arbeitslosigkeit, Krankheit und Not, aber auch im Alter durch Selbsthilfe einigermaßen geschützt zu sein. 1833 gingen Pfandhaus und Sparkasse aus der staatlichen Aufsicht in die Verwaltung der Stadt DA über. Da es sich zeigte, dass die Verbindung von Pfandhaus und Ersparniskasse auf die Dauer keine glückliche Lösung darstellte, erfolgte deshalb 1836 die Verselbstständigung der städtischen Sparkasse. Die Satzung wurde von Großherzog Ludwig II. am 13.08.1836 genehmigt. Am 08.02.1837 wurde die neue Sparkasse eröffnet und das erste Sparkassenbuch ausgegeben. Kassenstunden waren mittwochs von 14.00-17.00 Uhr! Nach den Statuten hatte die Sparkasse den Zweck, „vorzugsweise den weniger vermögenden Einwohnern der Stadt, mit Einschluss der hiesigen Dienstboten und der hier arbeitenden Gesellen und Lehrlinge, eine sichere Gelegenheit zu gewähren, Ersparnisse verzinslich anzulegen. 1837 betrug der Bestand an Einlagen 190.000 Mark und stieg auf 38,6 Millionen Mark im Jahr 1913, die sich auf 49.400 Sparkonten verteilten, um dann durch Krieg und Inflationszeit auf 10.000 Rentenmark im Januar 1924 zurückzugehen. Erst Ende 1929 waren 22,4 Millionen Mark wieder erreicht. 1917 wurden erstmals verzinsliche Überweisungskonten, 1919 der bargeldlose Überweisungsverkehr eingeführt. Eine „Exekutive“, d. h. ein Direktorium im heutigen Sinne (Vorstand), hat es lange Zeit nicht gegeben. Dem Rechner und Controlleur oblag die eigentliche ausführende Arbeit, bei der aber auch Mitglieder des Verwaltungsrats mitwirkten. Erst im Jahr 1910 wurde das Amt des Vorsitzenden des Verwaltungsrats von dem des Direktors getrennt. Diese Trennung stellte eine Notwendigkeit dar, der man sich nur zögernd beugte, die aber im Interesse eines reibungslosen Ablaufs der Geschäfte nicht zu umgehen war.

Die Sparkasse hatte anfangs nur eine Handvoll Mitarbeiter; 1911 waren es bereits 22 Angestellte; 1942 waren es 106. Die Diensträume befanden sich zunächst gemeinsam mit dem Pfandhaus im Krankenhaus in der Grafenstraße und wurden 1837 in das Rathaus verlegt. 1870 zog man in das neu erworbene Gebäude Waldstraße 6 (heute Adelungstraße), das aber schon nach einigen Jahren dem rasch anwachsenden Geschäftsbetrieb nicht mehr genügte. Deshalb wurde ein Neubau Ecke Hügelstraße/Schützenstraße errichtet, der 1890 bezogen werden konnte. Nachdem aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums auch dieses Gebäude nach wenigen Jahrzehnten nicht mehr ausreichte und ein geplanter Erweiterungsbau durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert wurde, bezog die Sparkasse 1929 das Gebäude der ehemaligen Vereinsbank in der Rheinstraße 34; die Hauptstelle in der Hügelstraße wurde damit 1930 zur ersten Zweigstelle. In selben Jahr wurde auch die Zweigstelle in der Bessunger Straße 48 eröffnet – 1888 hatte die Sparkasse mit der Eingemeindung die 1872 gegründete Bessunger Spar- und Leihkasse übernommen. Einige Jahre später kam eine weitere Zweigstelle in der Dieburger Straße hinzu.

Zum 01.01.1942 wurde die Sparkasse durch Erlass des Reichswirtschaftsministers im Rahmen kriegswirtschaftlicher Maßnahmen in eine Stadt- und Kreis-Sparkasse umgewandelt. Im nunmehr auf den Landkreis ausgeweiteten Geschäftsgebiet kamen die Hauptzweigstellen Pfungstadt, Ober-Ramstadt und Roßdorf und weitere zehn Nebenzweigstellen hinzu. Die Stadt- und Kreis-Sparkasse verwaltete einen Einlagenbestand von rund 100 Millionen RM. Im September 1944 wurden alle Darmstädter Sparkassengebäude mit Ausnahme der Bessunger Zweigstelle zerstört, die Geschäftsunterlagen weitgehend vernichtet. In den ersten Jahren nach Kriegsende erfolgte ein mühsamer Wiederaufbau. 1951 konnte die wieder aufgebaute Hauptstelle in der Rheinstraße eröffnet werden, die bereits fünf Jahre später an den heutigen Standort am Luisenplatz verlegt wurde. Auch die Zweigstellen in der Dieburger und Hügelstraße sowie in Bessungen, Arheilgen (1949 eröffnet) und Eberstadt waren wieder in Betrieb.

Inzwischen verfügt die Sparkasse über insgesamt 35 Geschäftsstellen mit rund 900 Mitarbeitern. Damit ist sie gleichzeitig einer der größten Arbeitgeber DAs. In jedem Jahr werden junge Menschen zu Bankkaufleuten ausgebildet. Die Sparkasse verzeichnet heute trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und einer spürbaren Verschärfung des Wettbewerbs im Finanzdienstleistungssektor ein insgesamt zufriedenstellendes Geschäftsergebnis und festigt damit stetig ihre marktführende Stellung in der Region. Als Partner des Mittelstands und der Kommunen beteiligt sie sich aktiv an lokalen und regionalen Entwicklungskonzepten und unterstützt innovative Standortstrategien. Im kulturellen Bereich leistet die 1983 gegründete Jubiläumsstiftung einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität im Geschäftsgebiet. Gefördert werden eine Vielzahl von Projekten, Institutionen und Veranstaltungen im Stadtgebiet und im Landkreis. Bei zahlreichen Sportveranstaltungen, Vereins- und Schulaktivitäten tritt die Sparkasse als Sponsor auf. Mehr als 50.000 Kunden nutzen inzwischen das Online-Banking-Angebot und erledigen ihre Bankgeschäfte über das Internet. Seit ihren Anfängen im Oktober 1808 bis heute hat sich die Sparkasse zu einem modernen, fortschrittlichen Unternehmen entwickelt.

Lit.: Sparkasse Darmstadt – Chronik 1808-2008, Festschrift, Hrsg. Sparkasse Darmstadt, Darmstadt 2008.