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Sellner, Gustav Rudolf

Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter
* 25.05.1905 Traunstein
† 08.05.1990 Burgberg bei Königsfeld/Schwarzwald
Von 1924 bis 1940 war Gustav Rudolf Sellner Schauspieler, später auch Dramaturg und Spielleiter an Bühnen in München, Mannheim, Gotha, Coburg und Oldenburg. 1940 bis 1943 war er als Intendant des Stadttheaters Göttingen und 1943/44 als Generalintendant der Städtischen Bühnen Hannover tätig. Nach 1945 arbeitete er als Regisseur in Kiel, Hamburg und Essen, war 1951 bis 1961 Intendant des Landestheaters DA und von 1961 bis 1972 Generalintendant der Deutschen Oper Berlin. 1956 bis 1961 wohnte er in einem der Häuser der Neuen Künstlerkolonie auf der Rosenhöhe.

In DA entwickelte Sellner auf der Behelfsbühne (Landestheater in der Orangerie) mit den Dramaturgen Egon Vietta und Claus Bremer und mit den Bühnenbildnern Franz Mertz und Michel Raffaelli einen auf Vereinfachung und choreografische Strenge abzielenden Regiestil, den man bald „Darmstädter Stil“ nannte und der richtungweisend wurde für das „moderne“ Theater der 1950er Jahre. Auf seinem Spielplan standen vorzugsweise William Shakespeare, Sophokles und die Dramatiker des Absurden Theaters, allen voran Ionesco. In seinem von ihm so bezeichneten „Instrumentalen Theater“ – Theater als Instrument der Dichtung – stellte Sellner die Leistung des Ensembles in den Vordergrund. Unter seiner Leitung stand das Landestheater DA im Zentrum des deutschen, wenn nicht gar internationalen Theaterlebens.

Lit.: Hensel, Georg: Kritiken. Ein Jahrzehnt Sellner-Theater in Darmstadt, Darmstadt 1962; Gustav Rudolf Sellner, Regisseur und Intendant, 1905-1990. Eine Ausstellung der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln, Köln 1996; Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 24, S. 224f.