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Rothe, Karl

Ministerpräsident
* 02.07.1840 Darmstadt
† 29.01.1906 Darmstadt
Für den Sohn des Geheimen Oberfinanzrats Heinrich Rothe, von Mutterseite Enkel des langjährigen hessischen Finanzministers und Staatsratspräsidenten Karl Wilhelm Zimmermann (1782-1856), war die Beamtenkarriere vorprogrammiert. Ein Abitur-Vortrag über „Rafaels Kunst und Leben“ (in italienischer Sprache) belegt das von der Mutter geförderte Kunstinteresse. Auf das erfolgreich abgeschlossene Jurastudium in Gießen und Heidelberg folgten mehrere Jahre als Akzessist, bis er 1866 Ministerialsekretär wurde. 1870/71 begleitete Rothe Ministerpräsident Reinhard von Dalwigk zu den Friedensverhandlungen in Paris und wurde Zeuge der Kaiserproklamation in Versailles. Kurz darauf heiratete er Marie Merck, die Tochter des Chemiefabrikanten Karl Merck. 1881 kurzzeitig an der Provinzialdirektion Starkenburg, war Rothe dann für drei Jahre Kreisrat in Offenbach, das damals im Mittelpunkt der Konflikte um das Sozialistengesetz stand. Als Ministerialrat im Innenministerium wurde er 1888 gleichzeitig Chef des Zivilkabinetts bei Großherzog Ludwig IV. und übernahm 1891 die rheinhessische Provinzialdirektion in Mainz. Der junge Großherzog Ernst Ludwig berief den als liberal und ausgleichend angesehenen Beamten 1898 als Nachfolger des zuletzt umstrittenen Jakob Finger zum leitenden Staatsminister, ein Amt, das Rothe bis zum Tod Anfang 1906 innehatte. Schwerpunkt seiner Regierungszeit war zum einen die Sozialpolitik, der u. a. das unter seiner Ägide verabschiedete Wohnungsfürsorgegesetz diente, zum andern die Bildungs- und Kulturpolitik mit Weiterentwicklung der Hochschulen, dem 1902 verabschiedeten Denkmalschutzgesetz, vor allem aber der Unterstützung der künstlerisch-kulturellen Ambitionen des Großherzogs. Es galt als besonderer Vertrauensbeweis, dass ihm Ernst Ludwig während seiner Indien-Reise 1902/03 die Regentschaft übertrug. Die Grabstätte von Karl Rothe befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA.

Lit.: Rehm, Max: Der hessische Staatsminister Karl Rothe (1840-1906). In: : Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, NF 33, 1975, S. 263-296.