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Röhm, Otto Karl Julius

Chemiker, Unternehmer
* 14.03.1876 Öhringen/Württemberg
† 17.09.1939 Berlin
Der Standort DA der Evonik Industries AG, vormals Röhm & Haas, ist heute ein integrierter Forschungs- und Vertriebsstandort mit Technika und Produktion für Spezialitäten der Polymerchemie. Er verdankt seine ursprüngliche Ausrichtung auf die Methacrylatchemie dem Chemiker und Unternehmer Otto Röhm. Nach einer Lehre als Apothekengehilfe studierte er zunächst Pharmazie und nachfolgend Chemie in München und Tübingen und promovierte 1901 über die „Polymerisationsprodukte der Akrylsäure“. Bereits während seiner ersten Berufsjahre nahm sich Röhm des Problems der damals üblichen Verarbeitung von Tierhäuten mit Hilfe von Hundekot als Beize an. Als erster Chemiker erforschte er die Isolierung und technische Verwertbarkeit von Enzymen und nutzte diese für eine neuartige Lederbeize. Gemeinsam mit dem Kaufmann Otto Haas gründete er 1907 die Firma Röhm & Haas, die bald das neue Produkt unter dem Namen OROPON mit großem Erfolg auf den Markt brachte. 1909 ließ sich die Firma in DA nieder. Große Bekanntheit erlangte Röhm auf dem Kunststoffgebiet als Erfinder zahlreicher Acrylat- und Methacrylat-Verbindungen. Die größte Entdeckung gelang ihm zusammen mit dem Chemiker Walter Bauer und weiteren Mitarbeitern 1933 mit PLEXIGLAS®. Der glasklare, leicht zu verarbeitende Kunststoff, fand während der NS-Zeit nahezu ausschließlich für die Herstellung von Flugzeugkanzeln für Rüstungszwecke Verwendung. Das brachte Röhm in ein Spannungsfeld zwischen unternehmerischer Verantwortung Staat und Gesellschaft gegenüber und privater Sorge um die Zukunft seiner Familie, da seine Kinder über die Linie seiner verstorbenen Frau jüdischer Abstammung und damit rassischer Verfolgung durch das Regime ausgesetzt waren. Gesundheitlich seit 1937 angegriffen, starb Röhm, seit 1922 Ehrenbürger der TH Darmstadt, wenige Tage nach der Kriegserklärung an Polen im September 1939 und wurde auf dem Alten Friedhof in DA beigesetzt. Seinen Namen führen Straßen an den Firmenstandorten DA, Weiterstadt und Worms sowie in seinem Geburtsort Öhringen.

Lit.: Trommsdorff, Ernst: Dr. Otto Röhm. Chemiker und Unternehmer, Düsseldorf, Wien, 2. Aufl. 1984; Edschmid, Kasimir: In Memoriam Dr. Otto Röhm. Zum 50jährigen Bestehen der chemischen Fabrik Röhm & Haas Darmstadt. 1907-1957, Darmstadt 1957; Röhm GmbH: 100 Jahre Zukunft. Die Röhm GmbH von 1907 bis 2007, Frankfurt, München 2007.