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Oppelt, Winfried

Physiker, Ingenieur
* 05.06.1912 Hanau
† 04.10.1999 Darmstadt
Nach dem 1934 abgeschlossenen Studium der Technischen Physik an der TH Darmstadt zog es Winfried Oppelt zunächst zur Fliegerei: 1934 bis 1937 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Instrumentenabteilung der Deutschen Versuchsabteilung für Luftfahrt in Berlin. 1937 ging er als Entwicklungsingenieur zur Firma Anschütz nach Kiel und wechselte 1942 als Leiter eines Entwicklungslabors zum Luftgerätewerk in Berlin. 1943 promovierte er in DA zum Dr.-Ing. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst am Wöhler-Institut der TH Braunschweig und 1949 bis 1956 bei der Hartmann & Braun AG an Geräten und Systemen für die Verfahrensregelung. 1956 folgte Oppelt dem Ruf auf eine o. Professur für Regelungstechnik an die TH Darmstadt, wo er das erste Institut für Regelungstechnik der Bundesrepublik aufbaute, das er bis zu seiner Emeritierung 1977 leitete. Durch seine hervorragenden Arbeiten auf den Gebieten der Kurs- und Drehzahlregelung und zu Regelproblemen in der Verfahrenstechnik hat sich Oppelt internationales Ansehen erworben. Er schloss dabei auch biologische Regelungsvorgänge in tierischen und pflanzlichen Organismen in seine wissenschaftlichen Überlegungen mit ein und stellte Zusammenhänge her zwischen verschiedenen Disziplinen wie der Psychologie, der Physiologie, der Verhaltensforschung und der Regelungstechnik, setzte sie in Denkmodelle um und stellte diese anschaulich dar. Besonders bekannt wurde sein in viele Sprachen übersetztes „Kleines Handbuch technischer Regelungsvorgänge“, das über zwei Jahrzehnte das Wissen der Fachwelt in der Regelungstechnik prägte.

Nach dem Rückzug aus dem Lehrbetrieb beschäftigte sich Oppelt hauptsächlich mit biokybernetischen Fragestellungen. In seiner 1984 erschienenen Schrift „Über das Menschenbild des Ingenieurs“ beschrieb und ordnete er die grundlegenden Leistungen des menschlichen Nervensystems anhand von einfachen Modellvorstellungen und technischen Analogien. Oppelts wissenschaftliches Werk wurde durch viele Ehrungen gewürdigt, u. a. erhielt er anlässlich der Feier des 25-jährigen Bestehens des Instituts für Regelungstechnik den wissenschaftlich hoch angesehenen „Aachener und Münchener Preis für Technik und angewandte Naturwissenschaften“ 1982. Die TH München verlieh ihm bereits 1966 für seine Verdienste um die Entwicklung der Regelungstechnik zu einer ingenieurwissenschaftlichen Disziplin die Würde eines Dr.-Ing. e. h.

Lit.: Technische Bildung in Darmstadt. Die Entwicklung der Technischen Hochschule 1836-1986, 6 Bde., Darmstadt 1995-2000, Bd. 5, S. 33.