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Oberwaldhaus

Spätestens seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert stand am Ufer des 1572 angelegten Steinbrücker Teichs im Darmstädter Oberwald ein Forsthaus, dessen Gebäude sich über das Wiesengelände des heutigen Freizeitzentrums erstreckten. Mehrfach umgebaut und erweitert wurde die Försterei am Steinbrücker Teich bis 1878 genutzt. Anschließend wurde die Försterei in das Forsthaus an der Kranichsteiner Straße verlegt und das alte Forsthaus abgerissen. In der Nähe der abgerissenen Försterei errichteten Stadtbaumeister Franz Frenay (1854-1911) und Johann Kling 1901/02 das Ausflugslokal Oberwaldhaus. Im Erdgeschoss des historischen Baus befanden sich Gastraum und Terrasse, im Obergeschoss gab es sechs Logiszimmer und die Wohnung für den Wirt. Gleichzeitig mit dem Bau des Oberwaldhauses wurde die elektrische Straßenbahn bis zu den Hirschköpfen geführt. Dadurch war das Oberwaldhaus für die Darmstädter Bevölkerung gut erreichbar und wurde zum beliebten Ausflugsziel und Ort zahlreicher Festlichkeiten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Gastwirtschaft nur noch im „Kleinen Oberwaldhaus“, einem einfachen Holzhaus betrieben, das eigentliche Oberwaldhaus war für unterschiedliche Zwecke beschlagnahmt.

Nach 1945 diente es zunächst als Ausweichquartier für das Polizeipräsidium und beherbergte von 1945 bis 1950 einen amerikanischen Klub. 1952 übernahm die Stadt DA wieder die Verwaltung und nutzte das Oberwaldhaus bis 1960 als Flüchtlingslager für Ostvertriebene. Nach jahrelangem Leerstand wurde 1972 wieder eine provisorische Restauration eingerichtet. Zwei Jahre später begann eine umfangreiche Sanierung. Das Erdgeschoss wurde wieder zu einer Schankwirtschaft ausgebaut, Ober- und Dachgeschoss für Wohnungen genutzt. Seither ist das Oberwaldhaus wieder beliebtes Ausflugslokal der Darmstädter, vor allem seit der Eröffnung des vom Verkehrsverein (Stadtwerbung) getragenen Freizeitzentrums Steinbrücker Teich im Jahr 1967. Dach und Innenausbau des Oberwaldhauses wurden bei einem Brand am 27./28.11.1991 zerstört und anschließend originalgetreu wieder aufgebaut.

Lit.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 382; Andres, Wilhelm: Aus Darmstadts Waldvergangenheit. Mit einem Ausblick von Arnulf Rosenstock, Darmstadt 1988, S. 116-119.