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Müller, Heinrich

Finanzbeamter, NS-Politiker, OB
* 07.06.1896 München-Pasing
† 27.04.1945 Potsdam
Heinrich Müller, Sohn eines bis zum Regierungsdirektor aufgestiegenen Bahnbeamten und als Kriegsteilnehmer 1914/15 schwer verwundet, beendete sein Jurastudium in Würzburg 1920 als Dr. iur. et rer. pol. und trat nach Ableistung der Referendarzeit in die Reichsfinanzverwaltung ein. Er war Assessor an verschiedenen hessischen Ämtern und wurde 1930 als Regierungsrat Leiter des Finanzamts Alsfeld. Bereits seit 1921 Mitglied der NSDAP, Parteiredner und Experte für Beamtenfragen, in Alsfeld Ortsgruppen- und Kreisleiter, war er seit dem Wahlsieg 1931 Landtagsabgeordneter in DA und Vorsitzender des Finanzausschusses. Am 06.03.1933 übernahm er als Reichskommissar die Regierungs- und Polizeigewalt im damit gleichgeschalteten Volksstaat Hessen. Ab 13.03. war er unter dem neu gewählten Staatspräsidenten Ferdinand Werner Innen-, Justiz- und Finanzminister, wurde aber durch Reichsstatthalter Jakob Sprenger schon im Mai auf den Posten des Oberbürgermeisters der bisherigen Landeshauptstadt DA abgeschoben. Ende Januar 1934 als OB durch den bisherigen Postinspektor Otto Christoph Wamboldt ersetzt, kehrte Müller in die Finanzverwaltung zurück, wurde kurzzeitig Direktor des Landesfinanzamts Hessen, dann Oberfinanzpräsident in Köln und 1938 Präsident des Reichs-Rechnungshofs und der Preußischen Oberrechnungskammer in Potsdam. In der Parteikarriere noch 1943 zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS avanciert, starb er zu Kriegsende durch Freitod.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 18, S. 406f; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 634f.