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Mausoleen

Als 1826 Prinzessin Elisabeth Karoline mit fünf Jahren verstarb, wählte Großherzogin Wilhelmine ihren geliebten Park Rosenhöhe als letzte Ruhestätte für ihre Tochter. Hofbaumeister Georg Moller entwarf das Alte Mausoleum im Stil eines kleinen griechischen Tempels. Aus dem heiter verspielten Park wurde fortan ein Friedhof, denn die Grabkapelle Elisabeths war die erste von mehreren Grabstätten der großherzoglichen Familie auf der Rosenhöhe. Um dem Garten einen melancholischen und würdevollen Charakter zu verleihen, wurden blühende Pflanzen und sprudelnde Brunnen aus der direkten Umgebung des Mausoleums verbannt. Hinter der strengen klassizistischen Fassade befindet sich ein quadratischer Altarraum sowie ein überkuppelter Rundraum mit dem Marmorsarg der Prinzessin. Dieses Meisterwerk des Berliner Bildhauers Christian Rauch (1777-1857) zeigt auf anrührende Weise die schlafende Prinzessin auf dem Sarg liegend. Als 1836 Großherzogin Wilhelmine starb, wurde sie ebenfalls hier beigesetzt. Erweitert wurde das Mausoleum 1869/70 von dem Darmstädter Architekten Heinrich Wagner, der zwei symmetrische Seitenflügel hinzufügte. Im Alten Mausoleum ruhen auch die 1910 aus der Stadtkirche überführten Familienangehörigen der großherzoglichen Familie: Großherzog Ludewig I. von Hessen und bei Rhein (1753–1830), seine Gattin Luise (1761-1829), Großherzog Ludwig II. (1777-1848), seine Brüder Prinz Emil (1790-1856) und Prinz Georg Ludwig (1780-1856), Ludwig III. (1806-1877), sein Bruder Prinz Carl (1809-1877), dessen Gemahlin Elisabeth (1815-1885) und deren Kinder Prinz Heinrich (1838-1900) und Prinz Wilhelm (1845-1900).

Das Grabmal der römischen Kaiserin Galla Placidia in Ravenna diente dem Architekten Karl Hofmann als Vorbild für das Neue Mausoleum auf der Rosenhöhe, das Großherzog Ernst Ludwig 1905/10 als Grabmal für seine Eltern Großherzog Ludwig IV. (1837-1892) und Alice (1843-1878) sowie für seine früh verstorbenen Geschwister Marie (1874-1878) und Friedrich Wilhelm (1870–1873) errichten ließ. Die außen schlichte Begräbnisstätte wurde im Inneren prächtig von Franz Naager ausgestattet. So wurden u. a. für den Fußboden Marmorplatten aus der Markuskirche in Venedig verwandt, die Kuppel ganz mit Goldmosaiken geschmückt und die Bronzetür aufwändig mit biblischen Motiven verziert. Ergreifend ist vor allem die Gestaltung der Marmorplastik auf Alices Sarkophag, ein Werk des Londoner Bildhauers Joseph Edgar Boehm. Es befand sich ursprünglich im Alten Mausoleum und wurde erst bei der Einweihung in das Neue Mausoleum gebracht. Zwei lebensgroße Figuren liegen auf dem Sarg: die kleine Marie schmiegt sich schutzsuchend in den Arm ihrer Mutter. Alice hatte ihre an Diphtherie erkrankte Tochter bis zu deren Tod gepflegt und verstarb kurz darauf selbst an dieser Krankheit. Ludwig Habich schuf die Figur Ludwigs IV. und Augusto Varnesi die beiden Kindersarkophage.

Lit.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 396f.