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Maurer, Friedrich

Arzt, Heimatforscher
* 07.09.1852 Paris
† 28.12.1939 Darmstadt
Friedrich Maurer siedelte nach dem frühen Tod seiner Eltern 1862 von Paris nach DA über, wo er in der Privatschule seines Vetters Theodor Maurer seinen Schulunterricht erhielt. Nach dem Abitur 1870 und unterbrochen durch die Ableistung des Wehrdienstes im Darmstädter Leibgarde-Regiment 115 (Leibgarde) studierte er in Berlin und Heidelberg Medizin und erhielt am 25.03.1876 die Approbation als praktischer Arzt, die Promotion folgte 1879. Nach einer Assistenz am Darmstädter städtischen Krankenhaus (Klinikum DA) und der Tätigkeit am Pathologischen Institut zu Heidelberg ließ sich Maurer 1883 als praktischer Arzt in DA nieder. 1902 wurde ihm der Titel „Sanitätsrat“ verliehen. Im Ersten Weltkrieg leitete er als Chefarzt den Vereinslazarettzug O 3 „Großherzogin von Hessen“ mit 112 Verwundetentransporten von der Westfront in die Heimat. Nach Kriegsende nahm er seine Praxistätigkeit wieder auf und wurde 1921 Amtsarzt beim neu gegründeten Wohlfahrts- und Jugendamt der Stadt DA (Wohlfahrtspflege). Erst 1928 zog sich der seit 1921 Verwitwete in den Ruhestand zurück.

Friedrich Maurer bereiste zu Erholungs- und Studienzwecken ferne Länder, kam bis nach Spitzbergen und in den Kaukasus, nach Ägypten, Nordamerika und Kanada. Seit 1907 widmete er seine Reisetätigkeit jedoch seiner näheren Umgebung. Er durchstreifte den Odenwald und brachte von seinen Wanderungen viele Fotos mit. 1907 erschien unter dem Titel „Von Land und Leuten im Odenwald“ eine Mappe mit 25 Aufnahmen. 1914 folgte das umfangreichere Werk „Unser Odenwald. Ein Kulturbild des Odenwaldes aus alter und neuer Zeit“ mit 138 Aufnahmen. In seinen Fotos dokumentierte Maurer v. a. das Leben der Handwerker und kleinen Gewerbetreibenden, aber auch ihr Lebensumfeld, das kleine Odenwalddorf abseits der Hauptstraßen. Maurers Aufnahmen, von denen sich durch glückliche Umstände etwa 900 im Hessischen Wirtschaftsarchiv erhalten haben, dokumentieren eine heute verschwundene Periode der ländlichen Geschichte des Odenwalds. Auch eine Sammlung von „Realien“ zur Odenwaldgeschichte wie Trachten, Gebrauchsgegenstände, Wohnungs- und Werkstatteinrichtungen trug Maurer zusammen, schenkte sie 1909 der Stadt DA und brachte sie im neuen Stadtmuseum unter. Er verfasste eine Einführung in „Die Odenwaldsammlung im Darmstädter Städtischen Museum“, die 1915 und 1920 in erweiterter Neuauflage erschien und vom Wachsen der Sammlung zeugte. Mit dem Museum zog die Sammlung 1935 in das neue Domizil im Pädagog um, wo sie 1944 bei der Stadtzerstörung unterging. Maurer, der für seine Verdienste 1928 vom Odenwaldklub zum Ehrenmitglied ernannt worden war und 1935 die Silberne Verdienstplakette der Stadt DA erhalten hatte, musste die Zerstörung seines Lebenswerks nicht mehr selbst erleben. Er starb 1939 im Alter von 87 Jahren. Ein Teilnachlass von Friedrich Maurer befindet sich in der Universitäts- und Landesbibliothek DA.

Lit.: Esselborn, Karl: Zum achtzigsten Geburtstag des Odenwaldforschers Friedrich Maurer. In: Volk und Scholle 10, 1932, S. 254f.; Göbel, Manfred: Abseits der großen Landstraße. Eine Erinnerung an den Odenwaldforscher Dr. Friedrich Maurer. In: Der Odenwald 44, 1997, S. 3-22.