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Mansbacher, Herta

Lehrerin
* 17.01.1885 Bessungen
† März 1942 (wahrscheinlich KZ Belzec)
Die Tochter aus einer bürgerlichen und assimilierten jüdischen Familie – der Vater betrieb einen Fellhandel in der Karlstraße – war nach dem Besuch der Viktoriaschule und des dieser angeschlossenen Lehrerinnenseminars Lehrerin in Worms. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bewirkte eine Hinwendung zur jüdischen Religion und Gemeinde, besonders nach ihrer Entlassung aus dem Staatsdienst 1935. Sie erkannte frühzeitig, wie wichtig es ist, die jüdischen Kinder und Jugendlichen durch Erlernen von Fremdsprachen und handwerklichen Fähigkeiten auf die Emigration vorzubereiten. Dieses Ziel verfolgte sie engagiert in der jüdischen Schule. Als Lehrerin sei sie streng, aber gerecht gewesen, wie sich ehemalige Schüler und Schülerinnen erinnern. Sie selbst nahm die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, etwa zu entfernten Verwandten in Ägypten, nicht wahr, um die ihr anvertrauten Kinder nicht im Stich zu lassen. In der Reichspogromnacht bemühte sie sich, die Kultgegenstände aus der brennenden Wormser Synagoge zu retten und stellte sich den nationalsozialistischen Horden entgegen. Im Anschluss wirkte sie mit beim Wiederaufbau der ebenfalls zerstörten jüdischen Schule. Von besonderer Bedeutung war ihre heimlich erstellte Chronik der Vertreibung, eine „Liste der Auswanderer“, die sie 1942 mit einem Register abschloss. Die jüdische Schule wurde 1941 endgültig geschlossen, sie selbst am 19.03.1942 mit vielen anderen Juden, zu denen auch acht ehemalige Schüler gehörten, von der Darmstädter Justus-Liebig-Schule aus deportiert. „Abgereist ohne Angabe des Reiseziels. Unbekannt wohin“, lautet der letzte Eintrag auf ihrer Wormser Meldekarte. In der 1961 wieder aufgebauten Alten Synagoge in Worms erinnert eine Gedenktafel an Herta Mansbacher, die Anlage vor dem Raschi-Tor ist nach ihr benannt. Am 22.01.1999 wurde in der Viktoriaschule eine Herta-Mansbacher-Bibliothek eingeweiht und im Neubaugebiet Kranichstein ist seit 2001 eine Straße nach ihr benannt.

Lit.: Die Viktoriaschule im Wandel der Zeiten. 175 Jahre Viktoriaschule Darmstadt, Darmstadt o. J. (2004), S. 55-60; Hüttenbach, Henry R.: Herta Mansbacher. Porträt einer jüdischen Lehrerin, Heldin und Märtyrerin (1885-1942), Worms 1981 (Der Wormsgau, Beiheft 27).