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Luftfahrtindustrie in Darmstadt

Das Meda-Werk Darmstadt stellte ab 1909 in speziell entwickelter, patentierter Holzsparkonstruktion „MEDA Holzbau System Meltzer“ Hallen her. Diese waren Erzeugnissen der normalen Zimmermannskunst konstruktiv erheblich überlegen; leichtes Auswechseln der stabbildenden Einzelglieder am fertigen Bau und 40 Prozent billiger (Material amerikanische Pitchpine bzw. Tanne, Imprägnierung mit Teerölpräparaten gegen Fäulnis und Feuer). Oberingenieur Paul Meltzer (1869-1953), einst Konstrukteur der Ölschieferöfen der Grube Messel, baute u. a. eine Flugzeughalle der Fliegerstation DA-Griesheim (Flugplätze) und 1934 40 Meter hohe Holzmontagegerüste der Luftschiffbau Zeppelin GmbH Friedrichshafen.

Die Deutsche Sommer-Flugzeugwerke GmbH Darmstadt, Kranichsteiner Straße 68 1/2 (Flugzeughalle Frankfurt-Rebstock, Fluggelände Weiterstadt und Griesheimer Sand), von Robert Sommer und Karl Müller entstand im April 1913 aus einer Flugzeugfabrik von Robert Sommers Vater in Frankfurt/Main (1911 hervorgegangen aus der Firma W. Pega & Emich, Griesheim a. M.). Robert Sommer (Pilotenschein Nr. 668 v. 14.02.1914) baute verschiedene Doppeldecker (Teilnahme am Prinz-Heinrich-Flug 1914). Kriegsbedingt musste die Firma 1917 Konkurs anmelden. Sommer wurde Frontflieger und ging Ende der 1920er Jahre in die USA, wo er später verstarb.

Die Gandenberger'sche Maschinenfabrik Georg Goebel (Maschinen- und Apparatebau), gegründet 1851, entwickelte ab 1914 einen 7-Zylinder-Umlaufflugmotor mit 100 PS, der, zugelassen im Februar 1917, nur in geringer Stückzahl gebaut wurde. Ab 1918 lieferte die Fabrik 229 Stück eines 160-PS-Flugmotors mit 9 Zylindern aus, der größte und leichteste deutsche Flugmotor in jener Zeit. Die Motoren fanden in Fokker-Maschinen des Richthofen-Geschwaders, in Pfalz- und Euler-Flugzeugen Verwendung. Ende des Ersten Weltkriegs war ein 200-PS-Motor in Entwicklung. Die Produktion musste aufgrund des Versailler Vertrags eingestellt werden.

Die Hofmöbelfabrik Ludwig Alter, gegründet 1871, hatte 1915 bis 1919 eine Abteilung Flugzeugbau zur Reparatur von Flugzeugen. Sie lieferte rund 200 Flugzeuge an das Militär und entwickelte einen Jagdeinsitzer A 1, Doppeldecker, 110-PS-Motor Goe II, eingeflogen Februar 1917 (nicht anerkannt von der Idflieg). 1915/16 baute man transportable Flugzeughallen. 1922 entstand hier der Rumpf des Hochdeckers „Edith“ für die Akaflieg DA.

Die Bahnbedarf AG (BAG) Darmstadt baute ab 1922 Segelflugzeuge für die Akaflieg: „Geheimrat“, „Konsul“ (Pilot A. Botsch) sowie 30-PS-Sporteinsitzer D I (D8) „Karl der Große“ (Konstrukteur Ing. K. Plauth). 1924 entstand E 1 (Konstrukteur Botsch), 1925 D II. Die Flugzeugabteilung (1924- ca. 1928) baute in kleiner Stückzahl.

Unbekannt, aber wichtig für die Flugzeugentwicklung blieb Jacobs-Schweyer Flugzeugbau GmbH DA-Flughafen (1942-1945) (Hans Jacobs). Offiziell baute sie nur Segelflugzeuge, produzierte kriegsbedingt aber auch Leitwerke für Me 109 T und 262 sowie Prototypen oder Teile: DFS 228, Me 238, Me 328. Erwähnenswert sind Verlage (Bücher, Postkarten) und Zulieferer wie die Firma Röhm & Haas (Plexiglas, Evonik).

Lit.: Lange, Bruno: Die Deutsche Luftfahrt, Typenhandbuch der Dt. Luftfahrttechnik, Koblenz 1986; Eckstein, Ursula: August-Euler-Flugplatz Darmstadt, Darmstadt 2008 (Darmstädter Schriften 94).