Stadtlexikon Darmstadt

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Lüft, Johann Baptist

Kath. Pfarrer, Theologe
* 30.03.1801 Hechtsheim bei Mainz
† 23.04.1870 Darmstadt
Der Sohn eines Tagelöhners wurde 1824 in Speyer zum Priester geweiht. Nach seinen Tätigkeiten als Gymnasiallehrer sowie als Moralprofessor am Mainzer Priesterseminar ernannte ihn Großherzog Ludwig II. 1830 zum Professor für Homiletik, Liturgik und Moraltheologie an der Kath.-Theol. Fakultät Gießen. Zugleich wurde er zum Pfarrer in Gießen berufen und kurz darauf zum Dekan des Dekanates Gießen. 1835 kam Johann Baptist Lüft nach DA und wurde Pfarrer von St. Ludwig, geistliches Mitglied und Rat im Oberschulrat sowie Dekan des Dekanates Darmstadt. Diese einflussreichen Positionen behielt er bis zu seinem Tod bei. Seine guten Beziehungen zum großherzoglichen Haus erschlossen ihm häufig finanzielle Zuwendungen, z. B. für den Einbau eines Chors in St. Ludwig
und für die Errichtung eines kath. Schulhauses (Edith-Stein-Schule). Von 1844 bis 1847 veröffentlichte Lüft die beiden Bände „Liturgik oder wissenschaftliche Darstellung des katholischen Kultus“, aufgrund derer ihn die Universität Prag zum Doktor der Theologie und zu ihrem Ehrenmitglied ernannte. Bei der Mainzer Bischofswahl des Jahrs 1849 als Kandidat ins Spiel gebracht, lehnte er ab. Der schließlich zum Bischof geweihte Wilhelm Emanuel von Ketteler ernannte ihn 1852 zum Ehrendomkapitular und ließ sich von ihm bis 1862 in der Ersten Kammer der Landstände (Landtag) vertreten. Wie andere Darmstädter Katholiken auch dachte Lüft „großdeutsch“. Er war die prägende Gestalt des Darmstädter Katholizismus im 19. Jahrhundert. Lüft wurde mit dem Königlich Bayerischen Verdienstorden I. Klasse sowie mit dem Ritterkreuz des Großherzoglich Hessischen Ludwigsordens I. Klasse ausgezeichnet.

Lit.: Scharfenecker, Uwe: Die Katholische-Theologische Fakultät Gießen (1830-1859), Paderborn u. a. 1998, S. 486-500; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 609f.