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Ludwig, Pit

(eig. Hermann Kurt Philipp Ludwig)
Fotograf, Werbegrafiker, Kulturschaffender
* 27.03.1916 Mainz-Kostheim
† 26.07.1997 Darmstadt

Der in DA aufgewachsene Pit Ludwig fand während eines neunsemestrigen Medizinstudiums zur Fotografie und ließ sich seit 1940 von Sonja Georgii in Berlin zum Pressebildberichterstatter ausbilden. Seine beruflichen Anfänge als Modefotograf und Bildberichter der Filmgesellschaft TOBIS wurden 1942 von der Einberufung zur Wehrmacht unterbrochen. Nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft gehörte Ludwig 1946 in Hamburg zu den ersten Mitarbeitern der ila-Bildzentrale. Eine eigene Bildagentur, die pbs-Pressebildstelle, gründete er in DA, wohin er 1948 übergesiedelt war. Seine Aufnahmen erschienen im Darmstädter Echo sowie in dem Kultur- und Veranstaltungskalender „Lebendiges Darmstadt". In der Auseinandersetzung mit den Printmedien entwickelte Ludwig einen persönlichen Aufnahme- und Reproduktionsstil mit einer Vorliebe für Schwarz-Weiß-Kontraste und grafische Bildwirkungen. Er selbst nannte diese Technik „Fotografik“. Als Fotograf des
Hessischen Landestheaters dokumentierte er zwischen 1951 und 1981 die Arbeit der Intendanten Sellner, Hering und Beelitz. Ludwigs Theateraufnahmen haben mittlerweile ihren festen Platz in der Darmstädter Geschichtsüberlieferung gefunden, gleiches gilt für seine Porträts der in DA lebenden oder auftretenden Künstler. Im Gegensatz hierzu vermag Ludwigs zweckfreie und inszenierte Kunstfotografie heute kaum noch zu fesseln. Durch sein vielseitiges Eintreten für die Belange der Künstlerschaft ist Ludwig in DA zur kulturellen Institution geworden. 1952 gründete er den später legendären Keller-Club im Darmstädter Schloss und schuf damit die nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit vermisste lebendige Begegnungsstätte für DAs Künstler. In der Neuen Darmstädter Sezession, der er seit 1956 angehörte, entfaltete er kunstpolitische Aktivitäten und ließ sich 1971 auch zum Präsidenten der Künstlergruppe wählen. Innerhalb der „Aktion Theaterfoyer", die das 1972 eingeweihte neue Staatstheater künstlerisch umfassend beleben wollte, übernahm Ludwig den Part des Ausstellungsmachers. Auch die Darmstädter „Kunstzelte“ während der Weihnachtsmärkte lebten anfänglich allein von seinem Engagement. Die Stadt DA würdigte Ludwigs Lebenswerk als Fotograf und Kulturschaffender 1976 mit der Verleihung der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung.

Auch Pit Ludwigs jüngerer Bruder Walter (1920-1987) übte nach dem Zweiten Weltkrieg in DA den Fotografenberuf aus. Nach anfänglicher Mitarbeit im pbs-Pressebildstudio gründete er 1952 mit seiner Ehefrau Ursula ein eigenes Atelier und arbeitete vornehmlich für die Redaktion des Darmstädter Echo. Walter Ludwigs bevorzugte Metiers waren der Sport sowie die Hochzeits- und Werksfotografie. Wie Fritz Hemme und Ernst Selinger machte er sich ferner einen Namen als Luftfotograf.