Stadtlexikon Darmstadt

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Ludwig IV. Landgraf von Hessen-Marburg

* 27.05.1537 Kassel
† 09.10.1604 Marburg
Der zweitälteste Sohn Phillips des Großmütigen wuchs am Kasseler Fürstenhof auf und studierte in Marburg alte Sprachen. 1563 heiratete er in Stuttgart Hedwig, die ältere Tochter Herzog Christophs von Württemberg. Ursprünglich als Erbe der gesamten Grafschaft Katzenelnbogen mit Residenz in DA vorgesehen, war er seit 1560 häufiger in DA und veranlasste erste Wiederaufbaumaßnahmen am Schloss. 1563 bis 1567 residierte er ständig hier und setzte sich energisch für die Stadtentwicklung und eine Gesundung der städtischen Wirtschaft ein. Auf sein Betreiben begann die Stadt 1566 mit dem Bau eines neuen Rathauses am Marktplatz. Ein Jahr zuvor erließ Ludwig IV. eine Handwerksordnung für die Städte DA und Zwingenberg, welche die gewerblichen Leistungen, Kaufpreise und Löhne für die städtischen Handwerker, für Gastwirte, Tagelöhner und Dienstboten festsetzte. Die genauen Regelungen für Bauhandwerker in dieser Ordnung deuten auf die zunehmende Bautätigkeit in der Stadt hin. Ludwig IV. griff in die städtische Verwaltung ein, beanspruchte 1565 einen Teil der städtischen Einnahmen aus dem Gemeindewald für die landgräfliche Kasse und setzte sich nach längerem Streit mit dem Stadtrat auch durch. Auf ihn geht vermutlich die Anlage des Großen Woogs zurück. Nach dem Tod Landgraf Philipps 1567 erhielt Ludwig IV. als Erbe das „Fürstentum an der Lahn“ mit Marburg als Residenz, wo er bis zu seinem Tod residierte. Zusammen mit seinem älteren Bruder Wilhelm von Hessen-Kassel beriet er Landgraf Georg I. in allen wichtigen Fragen und nahm auf diese Weise weiter Einfluss auf das Geschehen in DA. Testamentarisch verfügte der kinderlose Ludwig IV. die Aufteilung seines Landes unter die Landgrafen in Kassel und DA. Aus diesem Erbe ergab sich ein jahrzehntelanger Streit, der letztlich erst 1648 beigelegt werden konnte. Wichtigster Zugewinn für Hessen-Darmstadt blieb die Festungsstadt Gießen.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 15, S. 389-391; Darmstadts Geschichte. Fürstenresidenz und Bürgerstadt im Wandel der Jahrhunderte, von Friedrich Battenberg, Jürgen Rainer Wolf, Eckhart G. Franz, Fritz Deppert. Gesamtredaktion: Eckhart G. Franz, Darmstadt 1980, 2. Aufl. 1984, S. 57-59, 63f; Haus Hessen. Biografisches Lexikon, hrsg. von Eckhart G. Franz (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, NF 34), Darmstadt 2012, HB 53, S. 70f.