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Ludwig II. Großherzog von Hessen und bei Rhein

* 26.12.1777 Darmstadt
† 16.06.1848 Darmstadt
Der späte Regierungsantritt nach dem Tod des dominierenden Vaters (Ludewig I.) im von revolutionären Unruhen belasteten Jahr 1830 hat die schon vorher spürbare Tendenz des „Groß- und Erbprinzen“ zum weitgehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit sicher noch verstärkt. Durchaus begabt und gebildet, auch wenn die ausgeprägten kulturellen Interessen des Vaters fehlten, hat Ludwig trotz früher Ernennung zum Brigadekommandeur und General nie ein Frontkommando geführt. Repräsentative Aufgaben wie die Teilnahme an der Kaiserkrönung Napoleons 1804, am Erfurter Fürstenkongress 1808 und an der Inthronisierung König Ludwigs XVIII. 1814 hat er später vermieden. Die Führungsrolle in der Ersten Kammer des mit der Verfassung 1820 geschaffenen Landtags überließ er dem jüngeren Bruder Emil. Auch als regierender Großherzog blieb er im Alten Palais am Luisenplatz, der bei der Heirat 1804 für das Erbprinzenpaar ausgebauten Kavalleriekaserne. Das zunächst geschlossene Hoftheater wurde erst für Schwiegertochter Mathilde neu belebt. In die von Staatsminister Du Thil autoritär gelenkte Regierung des Landes hat sich Ludwig offenbar kaum aktiv eingemischt. Nach dem Aufsehen erregenden Tod des in DA inhaftierten Pfarrers Friedrich Ludwig Weidig war es der sonst ebenfalls wenig hervorgetretene jüngere Bruder Georg (1780-1856), der den raschen Abschluss des „Landboten“-Prozesses und die zügige Begnadigung der Verurteilten erwirkte. In den letzten Jahren auch gesundheitlich beeinträchtigt, überließ Ludwig den von der März-Revolution 1848 erzwungenen Systemwechsel dem zum Mitregenten berufenen Thronfolger. Ludwigs Tod im Sommer des Revolutionsjahres wurde in der Öffentlichkeit kaum beachtet. Ludwig II. wurde – wie zuvor Vater und Mutter – im Alten Mausoleum (Mausoleen) auf der Rosenhöhe beigesetzt.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 15, S. 397; Haus Hessen. Biografisches Lexikon, hrsg. von Eckhart G. Franz (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, NF 34), Darmstadt 2012, HD 65, S. 338f.