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Klöppel, Kurt

Bauingenieur
* 15.09.1901 Aue
† 13.08.1985 Darmstadt
Auf einer Schlosserlehre und einem Studium an der Staatlichen Akademie für Technik in Chemnitz aufbauend, sammelte Kurt Klöppel praktische Erfahrungen in Stahlbau-Unternehmen und absolvierte daneben das Studium des Bauingenieurwesens an den Technischen Hochschulen in Dresden und Danzig. Während der anschließenden Tätigkeit als Leiter der technisch-wissenschaftlichen Abteilung des Deutschen Stahlbau-Verbands promovierte er 1933 an der TH Breslau. 1938 berief ihn die TH Darmstadt als Ordinarius für Statik, Stahlbrücken- und Stahlhochbau. Das breite Feld seiner Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Stabilitätstheorie und der Wölbungskrafttorsion hat den deutschen Stahlbau nachhaltig beeinflusst. Frühzeitig und intensiv setzte sich Klöppel auch mit Problemen der Schweißtechnik auseinander. Während des „Dritten Reiches“ war Klöppel u.a. mit Forschungen zur V2-Rakete befasst. Wegen seiner engen Beziehungen zu für den Wiederaufbau der Hochschule wichtigen Industriezweigen wurde er 1944 Nachfolger des zurückgetretenen NS-Rektors Karl Lieser. Seine offizielle Ernennung erfolgte zum Januar 1945. Aufgrund seiner Tätigkeiten für die V2-Rakete wurde Klöppel gleich nach Kriegsende von den Amerikanern verhaftet. Die Professoren der TH Darmstadt planten in seiner Abwesenheit, ihn als Rektor zu halten. Dies scheiterte jedoch am Willen der Amerikaner, die keine NS-Rektoren, zumal Klöppel außerdem Partiemitglied war, weiter im Amt duldeten. Sein zweites Rektorat von 1953 bis 1955 wurde von den Professoren der TH Darmstadt umso mehr begrüßt, da dies ihrem Selbstverständnis entsprach und Klöppel erneut wegen seiner guten Vernetzung im Rahmen des Wiederaufbaus hilfreich war.

Neben seinen weit gespannten Aufgaben in Lehre und Forschung engagierte er sich im Wissenschaftsrat und in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Als Vertreter der DFG legte er 1956 die Denkschrift zur Lage der deutschen Forschung der Öffentlichkeit vor, die dringend vor der Vernachlässigung der Forschungsförderung warnte. 1956 verlieh ihm die TH Berlin-Charlottenburg die Würde eines Dr.-Ing. e. h. Im Jahr 1971 wurde Klöppel emeritiert. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Waldfriedhof in DA.

Lit.: Hanel, Melanie: Normalität unter Ausnahmebedingungen. Die TH Darmstadt im Nationalsozialismus, Darmstadt 2014; Schmidt, Isabel: Nach dem Nationalsozialismus. Die TH Darmstadt zwischen Vergangenheitspolitik und Zukunftsmanagement (1945-1960), Darmstadt 2015.