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Keller, Amalie

Sozialpolitikerin
* 23.01.1885 Münster/Westfalen
† 22.04.1971 Trautheim/Mühltal
Amalie Keller studierte in Berlin Sozialwissenschaften und ging dann nach Köln an die Hochschule für Sozial- und Kommunalverwaltung, die sie mit dem Diplom verließ. Sie übernahm in Solingen die Leitung des ersten preußischen Kreiswohlfahrtsamts. 1917 wurde ihr das Frauenreferat beim 18. Armeekorps, in dessen Bereich DA lag, übertragen. 1918 berief man sie als Regierungsrätin in das Hessische Ministerium des Innern nach DA. Ihr Einsatz galt, mithilfe der Quäker (Quäker-Speisung), den hungernden Menschen – täglich wurden 26.000 Kinder und viele Studenten mit Mahlzeiten versorgt. Die Umsetzung des 1924 erlassenen Jugendwohlfahrtsgesetzes in die Praxis fiel Keller leicht, weil sie neben ihrem Amt auch die Geschäftsführung der vom großherzoglichen Paar 1906 gegründeten Zentrale für Mütter- und Säuglingsfürsorge übernommen hatte. Der kleine Stab der Wohlfahrtspflegerinnen erweiterte sich unter ihrer Ägide auf 65 als „braune Schwestern“ in ganz Hessen bekannte Helferinnen. Keller war eine der Mitgründerinnen der Wohlfahrtsschule DA (Ev. Hochschule). 1934 entließen die Nationalsozialisten die überzeugte Demokratin als „nicht tragbar“ aus dem Staatsdienst. Sie nutzte ihre Verbindungen, um rassisch Verfolgte mithilfe der Quäker den Weg in die Freiheit zu ebnen, nahm Flüchtlinge und Obdachlose in ihrem Hause auf und bot dort auch Kindern in Schulnöten eine Zuflucht. In diesen Jahren schrieb sie das Buch „Großherzogin Eleonore und ihr Werk“.

Nach 1945 übernahm Keller die Geschäftsführung des Deutschen Roten Kreuzes und wirkte mit in der Freien Wohlfahrtspflege. Gemeinsam mit den Quäkern gründete sie das Nachbarschaftsheim im Prinz-Emil-Garten, dessen Arbeitsausschuss sie ebenso leitete wie auch den Verein Alice-Hospital des Roten Kreuzes. Ihr soziales Engagement wurde 1952 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und mit der Bronzenen Verdienstplakette der Stadt DA, 1965 überreicht durch Stadtrat Horst Seffrin, gewürdigt.