Stadtlexikon Darmstadt

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Gruber, Karl

Architekt
* 06.05.1885 Konstanz
† 12.02.1966 Darmstadt
Karl Gruber absolvierte sein Architekturstudium in Karlsruhe, wo Friedrich Ostendorf prägenden Einfluss auf seine Auffassung von Architektur und seine Hinwendung zur Baugeschichte und Architekturtheorie nahm. Ab 1909 arbeitete er als Ostendorfs Assistent, wurde 1913 Regierungsbaumeister, erhielt einen Lehrauftrag an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und promovierte 1914 mit einem ungewöhnlichen Projekt: der zeichnerischen Darstellung der Entwicklung einer „idealen Stadt“ durch fünf Jahrhunderte. Nach der Kriegsteilnahme 1914 bis 1918 wurde Gruber 1919 Vorstand des städtischen Hochbauamts Freiburg/Breisgau und Oberbaurat. Hier entwickelte er sein auf der mittelalterlichen Stadt aufbauendes Konzept der Stadtplanung, griff mit dem Entwurf der Gartenstadt Haslach aber auch moderne Ideen auf. 1925 nahm Gruber einen Ruf auf den Lehrstuhl für mittelalterliche Baukunst und Entwerfen an der TH Danzig an. Seine Entwürfe für den 1931 eingeweihten Neubau von Hauptgebäude und Aula der Universität Heidelberg entfachten eine heftige architektonische und politische Kontroverse.

1933 wurde Gruber als o. Professor für Baugeschichte, Entwerfen und Städtebau als Nachfolge von Karl Roth an die TH Darmstadt berufen. Hier geriet er unmittelbar in den Konflikt um die von einer NS-Gruppe verfasste Denkschrift über den Umbau der Architekturfakultät „in nationalsozialistischem Sinne“, in welcher dem Traditionalisten Gruber eine „kulturbolschewistische“ Bauweise (in Bezug auf Heidelberg) und fachliches Unvermögen vorgeworfen wurde. Im Gegensatz zu mehreren seiner Kollegen (u.a. Paul Meißner und Heinrich Walbe) ging Gruber unbehelligt aus diesem Konflikt hervor, der in seinem Fall vermutlich persönlich begründet war, hatte sich doch der Mitverfasser der Denkschrift, der Privatdozent Karl Lieser, Hoffnungen auf die Roth-Professur gemacht. Im Studienjahr 1934/35 war Gruber Vorstand der Architekturabteilung. 1934 wurde er Denkmalpfleger der Provinz Rheinhessen, 1935 Mitglied des Denkmalrats Hessen, 1938 bis 1945 war er Denkmalpfleger der Provinz Oberhessen und Baumeister der ev. Landeskirche Hessen. Gruber beteiligte sich in der Zeit des Nationalsozialismus auch an Wettbewerben, war jedoch nicht erfolgreich. 1938 bis 1943 realisierte er für die TH Darmstadt den Neubau des Instituts für technische Physik der Kunststoffe (Vierjahresplaninstitut) in der Hochschulstraße. Sein 1937 erschienenes Buch „Die Gestalt der deutschen Stadt“ avancierte in seiner erweiterten Fassung von 1952 zu einem Standardwerk für Städtebauer. Im Rahmen des „Kriegseinsatzes der Geisteswissenschaften“ veröffentlichte er 1943 das Werk „Das Deutsche Rathaus“. Gruber begann auch, Wiederaufbaupläne für im Bombenkrieg zerstörte Städte zu entwickeln. Bereits im Mai 1945 legte er als Mitglied der Wiederaufbaukommission der TH Darmstadt Pläne für die Neugestaltung der Darmstädter Innenstadt vor, die jedoch nur in Ansätzen verwirklicht wurden. Gruber verantwortete den Wiederaufbau der Darmstädter Stadtkirche; nach seiner Emeritierung 1953 plante und baute er die neue Friedenskirche mit Gemeindezentrum an der Landgraf-Philipps-Anlage. 1934 wurde Gruber zum Ehrensenator der Universität Heidelberg ernannt, 1965 verlieh ihm die TU München die Ehrendoktorwürde. Karl Grubers Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA. 1967 wurde die Gruberstraße in Kranichstein nach ihm benannt.

Lit.: Romero, Andreas: Baugeschichte als Auftrag. Karl Gruber: Architekt, Lehrer, Zeichner. Eine Biographie, Braunschweig 1990.