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Gewerkschaften

In DA kam es 1835 zu einem ersten gewerkschaftsähnlichen Zusammenschluss der Buchdruckergesellen mit dem Ziel der organisierten Selbsthilfe. 1848 gründete sich ein Arbeiterbildungsverein, der stärker politisch orientiert war. Die nach der Revolution 1848 rasch einsetzende reaktionäre Politik führte am 02.10.1850 zum Verbot aller politischen Vereine in Hessen-Darmstadt. Erst 1863 wurde ein neuer Arbeiterbildungsverein vom Liberalen Ludwig Büchner gegründet, doch die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei durch Wilhelm Liebknecht und August Bebel 1869 in Eisenach brachte in DA die „Eisenacher“ hervor, zu denen die meisten Mitglieder überwechselten. Das Sozialistengesetz von 1878 drängte die Arbeiterbewegung in die Illegalität. Dennoch kam es in DA zu Neugründungen: 1878 eine Metallarbeitergewerkschaft, 1882 ein Fachverein für Schreiner, 1883 der Lithografen- und Steindruckerverband. Erst die Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 gab den Gewerkschaften eine politische Chance. Bis 1899 kam es zu Gewerkschaftsgründungen der Bildhauer, Brauer, Buchbinder, Glaser, Maler und Weißbinder, Maurer, Schneider, Transporteure, Gemeindearbeiter und Zimmerer. Ende 1893 wurde ein Gewerkschaftskartell gegründet, die Gaststätte „Zum Grünen Laub“ in der Altstadt diente als Versammlungslokal. Der Wahlsieg der SPD in DA 1898 beschleunigte die Entwicklung, am 01.04.1899 wurde in der Elisabethenstraße 31 das Arbeiter-Sekretariat eröffnet, Aufgaben waren vor allem Arbeitsrecht und Arbeiterschutz. Finanziert wurde es von den Gewerkschaften und der SPD. Erster Sekretär war Philipp Müller, der Mitte 1900 nach Altona ging, sein Nachfolger Anton Sparr war bis zur gewaltsamen Auflösung der Gewerkschaft 1933 tätig. In den ersten neun Monaten wurden 1.383 Arbeiter beraten, nur 489 waren gewerkschaftlich organisiert. Am 18.01.1908 wurde das umgebaute Haus der Lotteriegesellschaft in der Bismarckstraße 19 als Gewerkschaftshaus eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Gewerkschaftskartell aus 31 Einzelgewerkschaften und 5.112 Mitgliedern. Das Haus teilte sich die Gewerkschaft mit der SPD, die dort die Zeitung Hessischer Volksfreund herausgab. 1925 wurde anlässlich der 25-jährigen Tätigkeit des Arbeiter-Sekretariats und des 30-jährigen Bestehens des Gewerkschaftskartells acht Tage lang mit 55.000 Menschen auf dem Exerzierplatz das Fest der Arbeit begangen. Seit 1919 war Wilhelm Leuschner Vorsitzender des Kartells. Anfang Mai 1933 wurde das Gewerkschaftshaus von den Nationalsozialisten besetzt, die Gewerkschaften verboten und das Vermögen eingezogen.

Schon am 10.04.1945 konstituierte sich die Zentral-Gewerkschaft DA in einem Pförtnerhaus der Roeder AG in der Mornewegstraße. Friedrich Stahl, Jakob Engel und Georg Wiesenecker waren die Geschäftsführer. Mit Albert Mayer zusammen wurde nach der Genehmigung der US-Militärregierung vom 18.09.1945 die Arbeit aufgenommen, jedoch nur in Fachgewerkschaften. Am 13.01.1946 erfolgte die Genehmigung der Zentral-Gewerkschaft, am 10.02.1946 wurde Friedrich Stahl Vorsitzender. Am 01.05.1946 konnte erstmals wieder ohne Zwang der Tag der Arbeit gefeiert werden. Der Freie Gewerkschaftsbund Hessen wurde am 25.08.1946 in Frankfurt begründet. Mit 44.000 Mitgliedern in 13 Fachgewerkschaften schloss sich die Zentral-Gewerkschaft als Bezirk DA dem DGB an, erster Vorsitzender war Albert Mayer. Mit der Einweihung des neuen Gewerkschaftshauses in der Rheinstraße 50 am 01.10.1952 endeten auch die räumlichen Provisorien. Nachfolger Mayers wurden 1965 Alois Peressin, 1991 Walter Hoffmann, 2001 Hans-Jürgen Wittig und 2002 Jürgen Planert. Nach einer Strukturreform gehören der heutigen DGB-Region Südhessen, mit Sitz in DA, die südhessischen Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwald und die Stadt DA an. Die gewerkschaftliche Interessenvertretung in der Darmstädter Kommunalpolitik nimmt der 2004 gegründete Stadtverband DA wahr.