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Felsenkeller

Die Felsenkeller (Unterirdische Gänge) am Nordosthang der Mathildenhöhe dienten ursprünglich als Kühlkeller für Darmstädter Brauereien. Sie entstanden, als im 19. Jahrhundert die Bevölkerung und damit auch der Bierkonsum stark anwuchs und die kleinen Brauereien größere Braukeller benötigten, in denen sie das im Winter gebraute Bier lagern konnten. Das Erdreich unter der Mathildenhöhe bot hierfür ideale Bedingungen und so entstanden etwa 100 Lagerkeller, in denen 12 Brauereien bei ca. 8-10 Grad Celsius ihr Bier lagerten, dazu zahlreiche Gartenwirtschaften und Produktionslager. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erste industrielle Brauereigroßbetriebe entstanden, mussten viele kleine Betriebe wegen der starken Konkurrenz aufgeben und die Brauereigebäude verschwanden. Einige ehemalige Kühlkeller sind jedoch bis heute erhalten und können zum Teil besichtigt werden. Der Felsenkeller in der Dieburger Straße 80 gehörte der Brauerei Heinrich Orlemann (Zum Halben Mond) und besitzt einen Hauptkeller und mehrere gewölbte Seitenkeller. In der Dieburger Straße 85-97 ließ sich die Brauerei Gebrüder Wiener (Wiener-Kronenbrauerei) Mitte des 19. Jahrhunderts einen Felsenkeller anlegen. Der längliche Hauptkeller, die anschließenden Gewölbegänge und Kellerräume mit Deckenöffnungen zum Einfüllen des Eises sind bis heute erhalten. Der Felsenkeller der Brauerei „Zum Goldenen Anker“ liegt im Fiedlerweg 20-22. Erhalten sind die große Kuppel des Eisdoms und die um sie herum gruppierten gewölbten Kellerräume.

Lit.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 238, 326, 331; Schützt Darmstadt, Heft Nr. 7, 2004/1; Henschel, Horst-Volker / Kempe, Stephan: Darmstadts Unterwelt. Mit einem Beitrag zur Geschichte der Stadt Darmstadt von Peter Engels, 2. Aufl., Darmstadt 2009.