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Fahrzeug Fabrik AG (FAFAG)

Die Fahrzeug Fabrik AG wurde am 12.04.1922 von dem Prinzen Otto zu Schaumburg-Lippe, dessen Ehefrau Gräfin Anna von Hagenburg, dem Fabrikanten Georg Goebel, dem Kaufmann Emil Zimmer, dem Bankier Karl Lehmann und dem Ingenieur Georg Hoffmann gegründet. Die Gründer bestimmten Emil Zimmer, den „Benzinassessor“ und Präsident des Hessichen Automobil-Club (HAC), zum Vorstand und Otto Heinrich Graf Hagenburg zu dessen Stellvertreter. In der Werkshalle an der Kattrein- bzw. Eschollbrückerstraße 18 fertigte das Unternehmen Kleinwagen, deren Konstruktion von Georg Hoffmann, zuvor bei der Hessischen Automobil-Gesellschaft mbH (HAG) tätig, stammte. Zum 20.06.1923 wechselte Hoffmann von der FAFAG allerdings wieder zurück zur HAG. Mit Leiterrahmen und Starrachsen an Blattfedern entsprach das Chassis des FAFAG dem damaligen technischen Standard. Besonders fortschrittlich war die Bauweise des Motors: Der kleine 4-Zylinder hatte einen Hubraum von 1.000 ccm. Eine über Königswelle angetriebene oben liegende Nockenwelle betätigte die im Zylinderkopf hängend angeordneten Ventile. Der Zylinderkopf bildete mit dem aus Grauguss hergestellten Motorblock eine Einheit. Die Kolben waren aus Leichtmetall gefertigt, die Kurbelwelle lief in zwei Kugellagern, während die Pleuel rollengelagert waren. Das kleine Triebwerk leistete 20 PS. Dabei konnte mit dem knapp 500 kg leichten Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreicht werden. Den FAFAG gab es offiziell ausschließlich als zweisitzigen Sportwagen zu kaufen. Durch die Inflationszeit lassen sich keine genauen Preisangaben zu dem als nervig, rassig, zuverlässig und sparsam angepriesenen „Flitzer“ machen. Mit Sicherheit war der als „Bugatti-ähnlich“ beschriebene Wagen nicht billig. Otto Heinrich Graf Hagenburg, der auch für die technische Weiterentwicklung zuständig war, beteiligte sich neben dem Mainzer Sportfahrer Harry Stumpf-Lekisch oft an Automobilrennen. Am 30.09.1923 beteiligte er sich mit einem FAFAG-Wagen am „Kleinautorennen auf der AVUS“ in Berlin: Der Rennwagen war nur rund 90 cm hoch und der 4-Zylinder-Motor hatte mit einer Zylinderbohrung von 68 mm und einem Hub von 70 mm ein fast „quadratisch“ ausgelegtes Hubvolumen. Hagenburg distanzierte zunächst die Konkurrenz, fiel dann aber wegen einem Defekt aus. Obwohl sich der FAFAG durch solche Einsätze einen sehr guten Namen machte, blieb der große Verkaufserfolg aus. Etwa 70 Mitarbeiter montierten nur 120-130 Fahrzeuge. Das Konkursverfahren wurde am 08.09.1924 eröffnet und schließlich am 05.11.1928 „wegen Unzulänglichkeit der Masse“ eingestellt.

Lit.: Schollenberger, Werner: Die Fahrzeug Fabrik AG Darmstadt. In: 75 Jahre Röhr Auto AG, 2002, S. 14f.; Ders.: Fast vergessen – Autos aus Südhessen. In: Hupe – das regionale Automagazin, Darmstadt Februar 2011, S. 16f.