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Zentralbad

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in DA neben einigen privaten Badeanstalten nur den Großen Woog als öffentliche Badegelegenheit. Da aber inzwischen die Bedeutung der Hygiene bekannt war und der Wunsch nach einem öffentlichen Bad immer lauter wurde, entschloss sich die Stadt DA 1905 zum Bau eines öffentlichen Bads und lobte einen Wettbewerb aus, den Franz Thyriot aus Berlin gewann. Trotzdem beauftragte die Stadt August Buxbaum mit der Überarbeitung seines eigenen Entwurfs und der Realisierung. Das 1909 fertig gestellte Zentralbad besaß zwei nach Geschlechtern getrennte Schwimmhallen auf der Westseite, Dampf-, Luft- und medizinische Bäder in der Mitte zwischen beiden Schwimmhallen und auf der Ostseite ebenfalls nach Geschlechtern getrennte Wannen- und Brausebäder. Sie erstreckten sich über zwei Geschosse und dienten hauptsächlich im Erdgeschoss als Reinigungsbad für die Bürger, deren Häuser größtenteils nicht mit Bädern ausgestattet waren (Bessunger Turnhalle). Im Kellergeschoss waren neben der Technik die Wäscherei und das Hundebad untergebracht. Das Kaltwasserreservoir befand sich in der Spitze des Turms über dem Haupteingang. Vor dem Bad an der Süd- und Nordseite standen zwei Tempel, die als Wartehalle und öffentliche Bedürfnisanstalt genutzt wurden.

Während des Ersten Weltkriegs wurden die Bassins des Volksbads mit Holzbalken abgedeckt und als Werkstatt zum Nähen von Soldatenuniformen genutzt; im Zweiten Weltkrieg diente das Zentralbad ausschließlich zum Entlausen von Soldaten und Kriegsgefangenen. In der Brandnacht brannte das Damenbad völlig aus, das schiefergedeckte Dach und die kupferne Turmhaube gingen verloren, die Außenanlage mit den beiden Pavillons wurde zerstört. Um das Bad möglichst bald wieder nutzbar zu machen, wurde mit dem provisorischen Wiederaufbau und der Modernisierung der Innenausstattung begonnen. So konnte das Zentralbad schon 1950 wieder eröffnet werden, gleichzeitig gingen aber auch große Teile der originalen Ausstattung und der ursprünglichen Wanddekoration verloren. Außerdem wurden Teile der Brause- und Wannenbäder abgebrochen, weil die meisten Wohnungen inzwischen mit eigenen Badezimmern ausgestattet waren. 1962 wurde anstelle des stark beschädigten Damenbads durch Ernst Samesreuther ein Lehrschwimmbad gebaut und das veraltete Kesselhaus durch eine moderne Anlage ersetzt. Das Dampf- und Luftbad wurde 1967 saniert und völlig verändert. Erhalten sind einige Details wie die Bodenbeläge und die hölzernen Umkleidekabinen im ehemaligen Herrenschwimmbad, ebenso das Portal mit Figuren und Ornamenten und die Reliefs im Vorraum von Heinrich Jobst, die beiden großen Jugendstilleuchten vor dem Eingang des Zentralbads von Albin Müller und die Baukeramik von Jakob Julius Scharvogel.

2001 wurden nach einer restauratorischen Untersuchung Teile der historischen Wandmalereien freigelegt und restauriert. Zwischen 2005 und 2008 wurde das Bad grundlegend saniert und umgebaut. Dabei wurde der bestehende Baukörper außen und innen weitestgehend originalgetreu wieder hergestellt. An der Stelle des ehemaligen Damenbades entstand ein Neubau in der Kontur des alten Gebäudes aber in moderner Architektur. Das in „Jugendstilbad“ umbenannte Zentralbad erhielt 2009 den hessischen Denkmalschutzpreis.

Lit.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 420-427; Denkmalschutz in Darmstadt: Das Darmstädter Hallenbad; Heiss, Nikolaus (Hrsg.): Jugendstilbad Darmstadt, Darmstadt 2009.