Stadtlexikon Darmstadt

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Schwab, Wilhelm

Kaufmann
* 10.08.1816 Darmstadt
† 22.07.1891 Darmstadt
Wilhelm Schwab wurde als Sohn des Kaufhausbesitzers Ludwig Schwab geboren, besuchte das Gymnasium und wollte nach dem Abitur eigentlich Theologie studieren, trat aber auf Wunsch des Vaters in dessen Geschäft ein, das er gemeinsam mit seinem Bruder Theodor leitete (Henschel). Ende der 1850er Jahre schied Schwab aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftsleitung aus, widmete sich vorrangig wohltätigen und gemeinnützigen Bestrebungen, für die er sein großes Vermögen einsetzte, und wurde zum größten Mäzen DAs in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als
Stadtverordneter setzte er sich für das Krankenhaus (Klinikum DA) ebenso ein wie für den Bau der Odenwaldbahn (Eisenbahn). Schwab war Präsident des Trägervereins der Kleinkinderschule, gründete mit anderen zusammen eine Strickschule für Mädchen und die erste deutsche Pfennigsparkasse, bei der Darmstädter Bürger ehrenamtlich kleinste Sparbeiträge verwalteten und es Menschen mit geringem Einkommen ermöglichten, Ersparnisse zu bilden. Als Vorsitzender des Gartenbauvereins (1868-86) förderte und verantwortete Schwab 1878 die in der Orangerie gezeigte erste deutsche Rosenausstellung, finanzierte ebenso die Einrichtung mehrerer Grünanlagen, z. B. die heutige Landgraf-Philipps-Anlage und den Platz vor dem Alten Friedhof. Anonym spendete er dem Darmstädter Verschönerungsverein 17.000 Mark, mit der dieser den 1882 eingeweihten Turm auf der Ludwigshöhe errichtete.

Wilhelm Schwab war außerdem Vorsitzender des Vereins der „Freunde in der Not“ (Wohlfahrtspflege), der Menschen, die unverschuldet in Not geraten waren, finanzielle Unterstützung gewährte. Er kaufte heruntergekommene Häuser in der Altstadt auf, ließ sie auf seine Kosten sanieren und überließ sie anschließend für geringe Miete bedürftigen Familien. Die Häuser gingen danach in den Besitz des von ihm gegründeten „Vereins gegen Verarmung und Bettelei“ über. Schwabs Engagement zur Beschaffung bezahlbarer Wohnungen für Arbeiter kommt auch darin zum Ausdruck, dass er zu den Gründern des Bauvereins für Arbeiterwohnungen zählte. Als Mitglied der Armendeputation stellte Schwab die städtische Armenfürsorge auf eine neue Grundlage, indem die Stadt Armenbezirke errichtete und dafür zuständige Bezirkspfleger einstellte. Bis weit über seinen Tod hinaus wirkte er durch die von ihm ins Leben gerufene „Wilhelm-Schwab-Stiftung für höhere Ausbildung talentvoller armer Knaben in Darmstadt“. Sein Vermögen in Höhe von ca. 400.000 Goldmark vermachte er, dessen Ehe kinderlos geblieben war, der Stadt DA mit der Maßgabe, den größten Teil (rund 270.000 Mark) für seine Stiftung zu verwenden. Bereits 1893 wurden die ersten fünf Schüler mit jeweils 160 Mark pro Jahr unterstützt. Er bedachte aber auch das Alice-Hospital, die Heidenreich-von-Siebold-Stiftung für arme Wöchnerinnen, das Elisabethenstift, die Kleinkinderschule, den Verein gegen Verarmung und Bettelei, den Kirchenbauverein und den Gartenbauverein mit hohen Beträgen. Seit Januar 2012 erinnert eine Gedenktafel am Haus Bismarckstraße 100, Sitz der „Darmstädter Tafel“, an Wilhelm Schwab.