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Schlapp, H. L., Buchhandlung

Heinrich Ludwig Schlapp (16.10.1798-05.11.1890), hauptberuflich Oberlehrer an der 1. Stadtknabenfreischule (1828-1862), gründete am 26.01.1836 eine Antiquariatshandlung im Haus des Kaufmanns Störger in der Schulstraße. 1858 tauchte erstmals die noch heute handelsgerichtliche Firmierung „H. L. Schlapp Buch- und Antiquariatshandlung“ auf. Am 01.03.1867 übergab Heinrich Ludwig Schlapp die Buchhandlung an seinen Sohn Rudolph (28.07.1841-17.01.1891), der seit 1864 als Prokurist tätig war. Mit seiner Frau Margarethe, geborene Lautenschläger (08.03.1846-23.10.1915), hatte er 1865 das Haus Schulstraße 5 erworben, wo die Buchhandlung bis zum 26.08.1995 ihren Sitz hatte. Margarethe Schlapp führte nach dem Tod ihres Mannes die Buchhandlung, bis der Sohn Ernst Rudolf Schlapp (04.10.1869-12.01.1934), bisher Prokurist, am 04.02.1896 Buchhandlung, Antiquariat und den seit 1873 ebenfalls betriebenen Verlag übernahm. 1900 bot Schlapp im Antiquariatskatalog Nr. 20 „Hassiaca“ bereits ca. 3.500 Titel an, darunter viele Seltenheiten. Nach dem Tod von Ernst Rudolf Schlapp ging die Buchhandlung auf seine beiden Schwestern Anna Schlapp (27.06.1871-28.02.1963) und Louise Schaeffer (30.7.1874-03.10.1966) über. Als SA-Posten vor dem Laden standen, übernahm am 01.08.1937 Julius Grenzmann (11.02.1882-18.08.1966), Mitarbeiter seit 1916 und Geschäftsführer, die Buchhandlung von Anna Schlapp. Nach der Zerstörung in der Brandnacht wurde 1944 bis 1951 der Geschäftsbetrieb in seiner Privatwohnung im Hohlen Weg weitergeführt, bis am 25.06.1951 die Neueröffnung im wieder aufgebauten Haus Schulstraße 5 erfolgte.

Karl-Eugen Schlapp (*20.9.1934) trat am 15.06.1961 in die Buchhandlung ein und übernahm sie zum 01.03.1962. Im Dezember 1964 wurde auch der Verlag wieder gegründet, am 03.04.1965 die erweiterte und neu gestaltete Buchhandlung eröffnet. Bei den nun möglichen literarischen Veranstaltungen waren viele bedeutende Autoren zu Gast. Mit dem „Gelben Taschenbücher-Laden“ in der Wilhelminenstraße 2 in den Räumen der ehemaligen Buchhandlung Kurt Bick wurde am 01.11.1968 die erste Filiale eröffnet, die nach Umzug an den Stadtkirchplatz (1975) und in die Ludwigspassage (1988) 1998 wieder in das neue Hauptgeschäft am Ludwigsplatz integriert werden konnte. 1976 wurde die Buchhandlung Ludwig Saeng übernommen und bis 1987 als Filiale „Bücher für alle Hobbies“ weitergeführt. Am 12.05.1979 erfolgte die Eröffnung der Eberstädter Bücherstube in der Heidelberger Landstraße 210 unter Leitung von Inge Schlapp (*20.6.1938), ab 1989 in der Heidelberger Landstraße 190 ansässig. Am 01.03.1986 öffnete die Griesheimer Bücherstube in der Wilhelm-Leuschner-Straße 8 in Griesheim unter Leitung von Anna Maria Schlapp (*17.03.1955, Ehefrau von Eckart Schlapp). Im Nachbarladen in der Schulstraße 5 bestand 1990 bis 1995 Schlapps BuchMarkt mit einem Angebot von Modernem Antiquariat, Sonderausgaben und vergriffenen Büchern.

Die um 1873 begonnene Verlagstätigkeit – das erste Verlagswerk ist die „Flora der Blüthen- und höheren Spohren-Pflanzen des Großherzogtums Hessen und der angrenzenden Gebiete. Bearb. von L. Dosch und J. Scriba“ (1873) – wurde im Dezember 1964 wieder aufgenommen. Die erste Ausgabe war Ernst Elias NiebergallsDatterich“ mit nun allen 57 Schattenrissen von Hermann Pfeiffer anlässlich Niebergalls 150. Geburtstag am 13.01.1965. Es folgten u. a.: Gabriele Wohmann / Pierre Kröger: „In Darmstadt leben die Künste“ (1967); Reinhold Staudt / Robert Warnebold: „Darmstadt – Porträt einer Stadt“ (1967); Wilhelm Hamm: „Jugenderinnerungen an Darmstadt im Biedermeier. In der Bearbeitung von Karl Esselborn hrsg. von Reinhold Staudt“ (1970 u. 1981); Manfred Knodt: „Die Regenten von Hessen-Darmstadt“ (1975) und die erste Biografie „Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein“ sowie viele weitere heimatgeschichtliche Bücher. Am 27.03.1987 feierte H. L. Schlapp das 150-jährige Firmenjubiläum mit einem Festakt in der Orangerie und zugleich die Eröffnung der nochmals erweiterten und neu gestalteten Buchhandlung. Aus diesem Anlass zeichnete am 14.04.1987 die Stadt DA Buchhandlung und Verlag mit der Silbernen Verdienstplakette aus. Am 01.04.1987 trat Eckart Schlapp (*08.09.1959) in die Buchhandlung ein. Im Zuge der Veränderung der Einkaufs- und Verkehrswege schloss die Buchhandlung am 26.08.1995 nach 159 Jahren im Haus Schulstraße 5 und eröffnete am 31.08.1995 am neuen und günstigeren Standort Ludwigsplatz 3 auf drei Etagen. Auch die literarischen Veranstaltungen wurden fortgesetzt.

Noch vor Eröffnung der Thalia-Buchhandlung mit 2.800 m2 in der Schuchardstraße mit Zugang von nebenan, schließt die Buchhandlung am Ludwigsplatz 3 am 30.06.2006 und tritt ab 01.07.2006 gemeinsam mit dem ebenfalls betroffenen Familienunternehmen Buch Habel (Hugendubel) im Carree unter dem Namen „Habel & Schlapp – Bücher und mehr“ auf. Eckart Schlapp wird Geschäftsführer. Der Bücherservice wird weitergeführt unter „Habel & Schlapp Bücherservice“. Nach dem Zusammengehen von Schlapp und Habel hat das Münchener Buchhandelsunternehmen Hugendubel bis Herbst 2008 von Sonja Leonhard – der Witwe von Ernst Leonhard (1926-2004) – die Mehrheit an Buch Habel übernommen und tritt ab dem 1.01.2011 auch in DA unter dem Namen „Hugendubel“ auf. Auch der Bücherservice hat 2011 seinen Namen geändert; er firmiert nun für die gesamte Gruppe „Hugendubel Fachinformationen GmbH“. Geschäftsführer und Leiter ist nach wie vor Eckart Schlapp.

H. L. Schlapp ist noch immer ein Familienunternehmen, das mit seinen Buchhandlungen in DA-Eberstadt, Griesheim und Bensheim im Jahr 2011 das 175-jährige Firmenjubiläum begehen konnte, in siebter Generation geleitet von Eckart Schlapp, dem Urururenkel des Firmengründers Heinrich Ludwig Schlapp.

Lit.: 1836-2011 – 175 Jahre Buchhandlung H. L. Schlapp. Eine persönliche Chronik von Karl-Eugen Schlapp. Darmstadt 2011.