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Studierendenschaft der TU Darmstadt

Bereits 1840 entstanden, obwohl offiziell nicht erlaubt, an der Höheren Gewerbschule erste studentische Vereinigungen. Durch die Gründung von Korps und Landsmannschaften mit ihren traditionellen Ritualen erhofften sich die Studenten – Frauen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht unter den Darmstädter Studenten, diese konnten sich seit 1896 als Gäste, seit 1908 als reguläre Studentinnen an der TH Darmstadt einschreiben (Studium von Frauen) – eine Bestätigung ihres akademischen Status trotz des bis dahin nicht universitären Charakters der Institution. Seit der Umwandlung zur TH Darmstadt 1877 wurde das Verbindungswesen zu einem festen Bestandteil der Hochschule. Die Korporationen beanspruchten die Führungsrolle in der studentischen Vertretung, fast zwei Drittel der TH Darmstadt-Studenten waren jedoch nicht inkorporierte Freistudenten, die ihrerseits entsprechende Repräsentation und Mitsprache einforderten. Die häufig ausländerfeindliche und antisemitische Haltung der Korporationen führte zur Gründung nationaler (polnischer, russischer, bulgarischer) Studentenvereinigungen. Der Konflikt zwischen Verbindungs- und Freistudenten schien nach dem Ersten Weltkrieg vorerst überwindbar. Mit der fortschrittlichen Organisation als Körperschaft des öffentlichen Rechts erhielt die Studierendenschaft 1918 neue Rechte und Pflichten, ihre soziale Arbeit wurde aus studentischen Pflichtbeiträgen finanziert. Doch aus dem konservativen, antiaufklärerischen „völkischen“ Nationalgefühl der Korporationen erwuchsen ab 1920 neue Verbindungen, die schließlich dem Erfolg des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds (NSDStB) den Weg bereiteten. Mit der 1934 vollzogenen Gleichschaltung der Studierendenschaft wurden ab 1936 auch alle Korporationen verboten.

Nach 1945 wehrte sich die TH Darmstadt lange (unter großer, weltweit öffentlicher Aufmerksamkeit) gegen das Wiederaufleben der traditionellen Verbindungen z. B. durch das von Rektor Walter Brecht Ende der 1950er Jahre eingeführte Verbot der Mensur sowie der Einschränkung des Couleurtragens durch Korporierte auf dem Gelände der TH Darmstadt, bis diese demokratische Verfassungen entwickelten. Die Mitsprache der Studierenden in den sie betreffenden Angelegenheiten wurde nach der Hochschulstrukturreform von 1970 wesentlich erweitert: Sie erhielten Sitz und Stimme in allen Planungs- und Entscheidungsgremien der TH/TU Darmstadt. Das Studierendenparlament und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) als gewählte Vertretung der Studierendenschaft förderten und fördern mit vielseitigen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Initiativen das aktive Leben der Studierenden in DA. Für die Vertretung der fachlichen Belange der Studierendenschaft sind die durch die Fachschaft, also den Studierenden eines Fachbereiches, gewählten und in den in der Fachschaftskonferenz zusammengeschlossenen, Fachschaftsräte zuständig. Durch diese werden unter Anderem die für die Erstsemester wichtigen Orientierungswochen (auch OWO genannt) organisiert.

Lit.: Technische Bildung in Darmstadt. Die Entwicklung der Technischen Hochschule 1836-1986, 6 Bde., Darmstadt 1995-2000, Bd. 6, S. 121-131.