Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

Straßenbeleuchtung

Eine geregelte Darmstädter Straßenbeleuchtung wurde erstmals durch die Laternenordnung Ludwigs VIII. im Jahr 1767 eingerichtet. Mit Petroleum betriebene Laternen hingen auf Plätzen und in breiteren Straßen an eisernen Armen, die ihrerseits an Stöcken angebracht wurden. In den engeren Gassen waren sie meist an den Häusern befestigt. Die Laternen brannten nur von September bis April und auch nicht jeden Tag. Lampenfüller und Lampenknechte sorgten für den Betrieb und zündeten die Laternen an. Die Aufsicht hatte ein Laterneninspektor. Die Laternen um das Schloss, an der Kanzlei und anderen Regierungsbauten unterhielt der Hof, die am Rathaus, an der Stadtkirche und an den Brunnen die Stadt. Die übrigen Kosten wurden auf die Einwohner umgelegt. Später hängte man Laternen auch an Stricken über die Straße, um die Beleuchtung zu verbessern. Ab 1820 wurde die Laternenanstalt reorganisiert, neue Laternen und Glaszylinder angeschafft, die mehr dem Bild der sich stark ausdehnenden Residenzstadt entsprachen. Zwölf Laternenknechte sorgten jetzt für die Beleuchtung der Residenz.

Seit 1855 hatte die Gaswerksverwaltung die Straßenbeleuchtung in ihrer Obhut (Gasversorgung). Die Gaslaternen verbreiteten nur ein recht schwaches, dazu nicht konstantes Licht. Erst die Einführung des Auer’schen Glühlichts (Glühstrumpf) verbesserte die Helligkeitsausbeute. Die Laternendichte war zudem nicht sehr hoch. Immerhin brannten zur Jahrhundertwende annähernd 1.500 Gaslaternen in der Stadt. Um diese Zeit erwuchs den Gaslaternen Konkurrenz durch die elektrische Beleuchtung, die eine wesentlich höhere Lichtausbeute hatte, allerdings zunächst viel teurer war. 1906 waren erst 13 elektrische Straßenleuchten in Betrieb, die hauptsächlich die Fahrtrouten der Straßenbahn in der Innenstadt ausleuchteten.

Mit dem Aufkommen der elektrischen Beleuchtung (Stromversorgung) erkannte man sehr rasch, dass die elektrische der Gasbeleuchtung in Helligkeitsausbeute, Abgasentwicklung und Feuersicherheit überlegen war. Es gab sogar offenen Protest der Bürger gegen die schummrige Straßenbeleuchtung. Am 03.02.1928 führte die Darmstädter Geschäftswelt, unterstützt vom Verkehrsverein, einen Lichtstreik durch, indem sie an diesem Abend ihre Geschäftsbeleuchtung ausschaltete, um der Stadtverwaltung zu zeigen, wie unzulänglich die Straßenbeleuchtung mit Gaslaternen war. Gegen alle Proteste hielt jedoch die Stadtverwaltung an der Gasbeleuchtung fest. Während in den Wohnungen der Darmstädter die elektrische Beleuchtung bereits in den 1920er Jahren die Gaslichter verdrängt hatte, besaß DA im Juni 1939 94 elektrische Straßenleuchten gegenüber 3.434 Gasleuchten und lag damit bezüglich der elektrischen Leuchten unter den 49 Großstädten über 100.000 Einwohner an letzter Stelle. 1953 waren es bei 2.884 Gaslaternen erst 623 Stromleuchten und damit in der Rangliste immer noch der 42. Platz. Der Grund ist darin zu sehen, dass die Elektrizitätsversorgung 1912 aus der Stadtverwaltung ausgegliedert worden war, die Gasversorgung jedoch in städtischer Regie blieb. Deshalb war es nahe liegend, die kommunale Aufgabe der Straßenbeleuchtung dem städtischen Gaswerk zu überlassen. Allerdings erwiesen sich die elektrischen Straßenleuchten bei dem rasant ansteigenden Straßenverkehr und den breiten Nachkriegsstraßen bald als unverzichtbar. Nach der erfolgreichen Erprobung in der Heidelberger und der Neckarstraße beschloss der Magistrat, die Hauptdurchgangsstraßen elektrisch, alle übrigen Straßen mit Gas zu erleuchten. Noch 1962 war das Verhältnis Gas- zu Elektroleuchten ungefähr gleich (2.539 zu 2.981). Erst die Umstellung auf Erdgas, die bei den Gasleuchten hohe Kosten verursacht hätte, brachte der Gasbeleuchtung das Aus. Als letzte Straße wurde 1971 die Hügelstraße umgestellt. Die Stadt wurde jetzt von 9.300 elektrischen Leuchten erhellt.

Lit.: Engels, Peter: 100 Jahre HEAG. Chronik 1912-2012, Darmstadt 2012, S. 34f., 81-83.