Stadtlexikon Darmstadt

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Stadtkirchengemeinde, ev.

(An der Stadtkirche 1) Die Stadtkirche ist DAs historische Zentralkirche, seit 1526 evangelisch. Sie ist die Traditionskirche der einstigen Residenz der Landgrafen von Hessen-Darmstadt mit deren Grablege in der Fürstengruft. Die Kirche ist Gottesdienstraum und mit knapp 1.000 Sitzplätzen auch einer der größten Konzerträume DAs. Aus mittelalterlicher Zeit stammen noch die Netzgewölbe des Chorraums mit drei Schlusssteinen (Madonna, hessisches Wappen und Schmerzensmann), die beiden unteren Geschosse des Turms und das Turmgewölbe mit dem ältesten Stadtwappen. Am 26.08.1944 brannten Schiff und Turm völlig aus, nur der Chor blieb erhalten. 1953 wurde die Kirche nach dem Wiederaufbau erneut geweiht. Die Glocken erhielt sie 1956. Die Hauptorgel auf der Westempore, errichtet 1961 von der Orgelbauwerkstätte Werner Bosch-Sandershausen mit drei Manualen und Pedal, hat 49 Register und 3.374 Pfeifen (Orgeln) und wurde 2006 grundsaniert. Die Stadtkirche hat mehrere Grüfte. Davon ist bis heute begehbar: die Landgrafengruft im Chor mit den beiden stuckverzierten Gewölben von 1587 bzw. 1615 mit den Särgen der Landgrafen und ihrer Frauen von Georg I. bis Ludwig VIII. In der vorderen Gruft hängt das Herz Landgraf Georgs, des Eroberers von Gibraltar 1704. Der Grabstein in der südlichen Außenmauer der Kirche gedenkt des hessischen Kanzlers Anton Wolff von Todenwarth, gest. 1650, dem eine Beisetzung in der Kirche verweigert worden war. Der Kirchturm ist mit seinen 63 Metern der zweithöchste Kirchturm, außerdem Trigonometrischer Punkt I von DA.

1905 erhielt die Stadtkirchengemeinde (damals „Stadtgemeinde“) ihr Haus in der Kiesstraße 17, gebaut von Georg Scherer, als Gemeindehaus der fünf Gemeinden „an der Stadtkirche“, nämlich Lukas-, Markus-, Schloss-, Kaplanei- und Reformationsgemeinde. Das Gemeindehaus diente Gemeindeabenden und -versammlungen, Konfirmandengruppen, dem Stadtkirchenchor sowie Gruppen männlicher und weiblicher Jugend. Ab den 1930er Jahren fanden ebenso diakonische und kirchliche Verwaltungs- und Beratungsstellen im Gemeindehaus Aufnahme. 1944 wurde das Gemeindehaus zerstört. 1965 fand die Eröffnung des (damals) neuen Gemeindehauses an gleicher Stelle statt. Der Zweite Weltkrieg und die völlige Zerstörung DAs führten in den Jahren des inneren und äußeren Wiederaufbaus auch zu einer Neugliederung der Darmstädter Gemeinden. Aus den fünf Gemeinden an der Stadtkirche wurden die heutige Stadtkirchengemeinde, die Stiftskirchen- und die Südostgemeinde (Ev. Kirchengemeinden) im Stadtbereich. 2012 bezog die Stadtkirchengemeinde ihr jetziges, neues Gemeindehaus An der Stadtkirche 1 und hat damit auf die Veränderungen als kleiner werdende Innenstadtgemeinde mit besonderen Aufgaben und kulturellem Profil reagiert. Dafür eröffnet das neue Gemeindehaus direkt gegenüber der Kirche viele Möglichkeiten.

Heute umfasst die Stadtkirchengemeinde etwa 2.400 Gemeindeglieder, eine Pfarrstelle für Gemeindearbeit und eine halbe Pfarrstelle für Stadtkirchenarbeit. Seit 1874 ist sie Sitz der Darmstädter Kantorei und Kirchenmusikalisches Zentrum DAs. Die Stadtkirche ist heute als Raum der Stille für Passanten täglich geöffnet. Hier finden Predigtreihen zu besonderen Themen, Kunstausstellungen, literarische Matinèen, der Literarische Herbst u. v. m. statt.