Stadtlexikon Darmstadt

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Ottenheimer, Paul

Dirigent, Komponist
* 01.03.1873 Stuttgart
† 28.09.1951 Darmstadt
Von Prag kommend, trat Paul Ottenheimer 1913 als Kapellmeister in das Darmstädter Hoftheater ein, wo er Nachfolger von Willem de Haan wurde. Ab 1914 teilte er sich die musikalische Leitung mit Felix Weingartner. Er führte 1913 Wagners Tannhäuser auf und zeichnete sich als Komponist ebenso wie als Dirigent – auch von Operetten – aus. Am 30.10.1918 leitete er die Uraufführung von Siegfried Wagners Oper „Sonnenflammen“. Seine Kontakte zur Wagner’schen Familie waren besonders ausgeprägt. Im Zuge der Einstellung von Michael Balling verließ Ottenheimer 1919 das nunmehrige Landestheater und bezog von da an Ruhegehalt. Er fand 1923 vorübergehend Beschäftigung als Assistent bei der Zentralstelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in DA und 1924 als Aushilfe bei der Bade- und Kurverwaltung Bad-Nauheim. 1925 wurde er mit der Leitung der Geschäfte der hessischen Bildstelle (Stadt- und Kreisbildstelle) in DA beauftragt. Am 01.10.1926 trat er als Lehrer (Leiter der Opernschule) in die Städtische Akademie für Tonkunst ein, musste diese aber 1933 wieder verlassen. Er wurde 1943 mehrere Wochen lang inhaftiert, am 18.02.1945 erneut verhaftet und nach Theresienstadt verschleppt. In beiden Fällen war es der Intervention von Winifred Wagner zu verdanken, dass er der Ermordung durch die Nationalsozialisten entging. Nach Kriegsende wohnte er in Groß-Umstadt und gab 1945 und 1946 Liederabende mit Werken eigener Komposition. Als Solistinnen traten seine beiden Töchter Susanne (1914-1952) und Annemarie (1906-1961) Ottenheimer auf. Unter seinen eigenen Werken befinden sich Lieder, Chöre, Balladen und Operetten. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Waldfriedhof.

Lit.: Kaiser, Hermann: Modernes Theater in Darmstadt 1910-1933. Ein Beitrag zur Stilgeschichte des deutschen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Darmstadt 1955, S. 26f.