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Ludwig III. Großherzog von Hessen und bei Rhein

* 09.06.1806 Darmstadt
† 13.06.1877 Seeheim
Zur sorgfältigen Ausbildung des Erbgroßherzogs gehörten nach der soldatischen Grundausbildung zwei Studienjahre in Leipzig und ausgedehnte Bildungsreisen nach Österreich, Frankreich, Belgien und England. Am Tag der Hochzeit mit Mathilde von Bayern wurde Ludwig Generalleutnant und Inspekteur der hessischen Infanterie. Besonderes Interesse galt Ausbildung und Ausrüstung, auch den neu eingeführten Ziviluniformen, an deren Entwürfen er mitwirkte. Andererseits war Ludwig begeistert von der Natur, wie dies die vielfach noch auf ihn zurückgehenden Pavillons und Schutzhütten um DA (Ludwigshöhe, Marienhöhe, Ludwigsteich u. a.) bezeugen. Im März 1848 zunächst zum Mitregenten berufen, galt er als Hoffnungsträger der Liberalen, die ihn auf Flugblättern zum „König aller Hessen“ proklamieren wollten. Trotz der martialischen Erscheinung letztlich entscheidungsschwach, persönlich eher konventionell-konservativ, überließ er das Regieren jedoch weitgehend seinen Ministern. Das galt für die Reformminister Heinrich von Gagern und Carl Jaup wie für Reinhard von Dalwigk, der mit Ludwigs Zustimmung zur auf Österreich orientierten Bundespolitik zurückkehrte. Nach der Niederlage von 1866 verhinderte die Intervention des mit Ludwigs Schwester Marie verheirateten Zaren die zunächst anvisierte preußische Annektion Oberhessens. Die politisch-militärische Mediatisierung mit der Reichsgründung Bismarcks, der im Frühjahr 1871 Dalwigks Entlassung erzwang, hat Ludwig nur widerstrebend akzeptiert. Mit der nach Mathildes Tod „zur linken Hand“ geheirateten Tänzerin Anna Magdalena Appel (1846-1917), die er zur Freiin von Hochstädten ernannte, zog er sich zunehmend zurück und überließ die Repräsentation dem Nachfolger Ludwig IV. und seiner Frau Alice. Ludwig III. war der letzte Großherzog, der im Alten Mausoleum (Mausoleen) auf der Rosenhöhe beigesetzt wurde.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 15, S. 397f; Haus Hessen. Biografisches Lexikon, hrsg. von Eckhart G. Franz (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, NF 34), Darmstadt 2012, HD 71, S. 347f.; Maaß, Rainer: Ludwig III. von Hessen und bei Rhein (1806-1877). Geschichts- und Kunstförderung vor dem Hintergrund großherzoglicher Politik. In: AHG, NF 66/2008, S. 151-199.