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Logen, Freimaurer

Die von den Bauhütten des Mittelalters abgeleitete Bildung von Freimaurer-Logen – geselliger Vereinigungen, in denen sich aufklärerisch-deistische Ideale mit geheimer Symbolik verbanden – kam um die Mitte des 18. Jahrhunderts aus England auf den Kontinent. In DA gab es 1764 kurzzeitig eine Loge „Zur weißen Taube“; etwas später begegnen die in Verbindung mit dem Landgrafenhof begründete Loge „Zu den drei Disteln in Wolfsgarten“ und eine „Große Loge des heiligen Ludwig“ in DA. Ein 1784 geplanter Logentempel in der Residenz blieb auf dem Papier. Bedeutung gewann erst die 1816 begründete Darmstädter Loge „Johannes der Evangelist zur Eintracht“, an der Großherzog Ludewig I. als Protektor, sein schon früher in der Maurerei engagierter Bruder Christian und Leibarzt Freiherr Georg von Wedekind maßgeblichen Anteil hatten. Wedekinds Neffe Georg Moller baute 1817/18 das Logenhaus (Moller-Haus) an der Sandstraße. Man legte Wert darauf, dass hier Adel, Beamte und Bürger, aber auch Geistliche der verschiedenen Konfessionen zusammenkamen. Die zunächst mit der Großen Mutterloge in Frankfurt/Main verbundene Johannes-Loge bildete 1844, jetzt unter dem Schutz Ludwigs II., einen eigenen Freimaurerbund „zur Eintracht“, dem sich bis 1859 alle anderen Logen des Großherzogtums anschlossen. Die Mitgliederverzeichnisse der Darmstädter Loge nennen viele bekannte Namen. Auch Wilhelm Leuschner war in den 1920er Jahren Logen-Bruder. Neu begründet wurden damals die Logen „Zum flammenden Schwert“ (1921) und „An Odins Bergen“ (1928). Konflikte um die Zulassung israelitischer Mitglieder hatten schon um 1900 zur Gründung der jüdischen B’nai B’rith-Logen (U.O.B.B.) geführt, zu denen auch die 1901 gegründete Starkenburg-Loge in DA zählte. In der NS-Zeit 1934/35 aufgelöst, setzten engagierte Mitglieder die Arbeit in Stammtischform fort, sodass die Darmstädter Logen „Johannes der Evangelist zur Eintracht“ und „Zum flammenden Schwert“ bereits 1945/46 erneuert wurden, obwohl man an den gesellschaftlich-politischen Einfluss, den die Freimaurerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gespielt hatte, nicht mehr anknüpfen konnte.

Lit.: Franz, Eckhart G.: Logen-Archive (Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 47), Darmstadt 2003; Müller, Hermann: Johannes der Evangelist zur Eintracht in Darmstadt 1816-1991. 175 Jahre Freimaurerei in Darmstadt, Darmstadt 1992; Ambach, Hans: 200 Jahre Freimaurer in Darmstadt, Johannnes der Evangelist zur Eintracht 1816-2016, Darmstadt 2016.