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Leske, Carl Friedrich Julius (Sohn)

Verleger
* 08.12.1821 Darmstadt
† 12.10.1886 Darmstadt
Carl Friedrich Julius Leske, Sohn von Carl Wilhelm Leske, erhielt in Potsdam, Rotterdam und Wien eine gediegene Ausbildung als Buchhändler. Seit 1846 endgültig Inhaber des väterlichen Verlags, gewann er bald bedeutende wissenschaftliche und politische Autoren hinzu und nahm rasch auch Kontakt zu führenden linken Publizisten auf. Leske wurde zu einem der bedeutendsten und mutigsten Verleger radikaler Schriften des Vormärz und war deshalb in Preußen von einem totalen Verlagsverbot bedroht, was seinen Ruin bedeutet hätte. So scheiterte das bis 1847 verfolgte Projekt, ein Werk von Karl Marx zu verlegen, an den strengen Zensurbestimmungen (noch jahrzehntelang stritten sich die beiden um die Rückzahlung eines Vorschusses). Auch die 1845 bei Leske verlegten „Rheinischen Jahrbücher zur gesellschaftlichen Reform“ wurden verboten und mussten in die Schweiz ausweichen. Ihr Herausgeber Hermann Püttmann hatte auch das ebenfalls bei Leske erschienene, in Preußen alsbald verbotene „Deutsche Bürgerbuch für 1845“ ediert, eine der ersten bedeutenderen deutschsprachigen sozialistischen Publikationen mit Beiträgen u. a. von Engels, Freiligrath und Hess. Es war im Deutschland dieser Jahre allgemein bekannt, dass die Zensur im Großherzogtum Hessen mit am liberalsten gehandhabt wurde, und insbesondere Leske besaß bei kritischen Intellektuellen einen guten Namen. Als begeisterter Anhänger der Revolution 1848/49 flüchtete Leske nach deren Scheitern nach Straßburg und Paris, wo er u. a. mit Heinrich Heine verkehrte. Auch die bei ihm seit Juli 1848 erscheinende „Neue Deutsche Zeitung“, ein bedeutendes linkes Organ, musste aufgrund der Zensur 1849 nach Frankfurt verlegt werden und wurde im Jahr darauf nach Druck seitens der Hessischen Landesregierung aus DA eingestellt. Leske konnte 1850 in seine Heimatstadt zurückkehren, doch hatte der Verlag durch seine Abwesenheit schwer gelitten, und überdies waren die amtlichen Druckaufträge des Großherzogtums verloren gegangen. In der Folge stand das Druckereigeschäft im Vordergrund, welches Leske aber verkaufte, um 1862 die erfolgreiche Hessische Landeszeitung sowie später aufs Neue eine Buchdruckerei zu gründen.

Nach seinem Tod ging die Firma C. W. Leske auf den Sohn Alexander (1862-1934) über, wurde 1940 von der Wittich’schen Hofbuchdruckerei übernommen, 1960 durch Friedrich Middelhauve erworben, dessen Westdeutschem Verlag in Leverkusen angegliedert und 1965 nach Opladen verlegt. 2004 ging der Verlag Leske + Budrich innerhalb des Bertelsmann-Konzerns im neuen VS Verlag für Sozialwissenschaften in Wiesbaden auf, der wiederum 2012 mit der sozialwissenschaftlichen Sparte des Wissenschaftsverlags Springer zum Verlag Springer VS fusionierte. Damit ist der traditionsreiche Verlagsname Leske nach mehr als 180 Jahren endgültig verschwunden.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 14, S. 328f.; Hans Pelger: Dokument einer literarischen Opposition in Deutschland 1844/45 [Einleitung]. In: Deutsches Bürgerbuch für 1845, neu hrsg. von Rolf Schloesser, Köln 1975, S. XIII-XXXVI; Drewes, Kai: Die Unüberwindbarkeit der Zensur. Ein unbekannter Brief des Braunschweiger Verlegers Eduard Vieweg an Karl Marx aus dem Jahr 1846. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 66 (2011), S. 155-164.