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Langner, Ilse

Schriftstellerin, Dramatikerin
* 21.05.1899 Breslau
† 16.01.1987 Darmstadt
In DA lebte Ilse Langner seit 1963 zwischen ihren großen Reisen; sie bezeichnete es als ihre „dritte Heimat“. Die gebürtige Schlesierin, die schon als Siebenjährige Gedichte schrieb, übersiedelte 1928 nach Berlin, um im gleichen Jahr nach Russland aufzubrechen. Fünfmal fuhr die Weltbürgerin um die ganze Welt, ihre Erlebnisse hielt sie in Tagebüchern und Berichten fest. 1929 wurde am Theater Unter den Linden ihr erstes von insgesamt 33 Dramen uraufgeführt: „Frau Emma kämpft im Hinterland“, das erste Antikriegsstück einer Frau. 1931 inszenierte Max Reinhardt „Die Heilige aus USA“ im Theater am Kurfürstendamm. Nicht nur die „Amazonen“ wurden 1933 von den Nationalsozialisten verboten, auch alle weiteren Stücke Langners galten als „missliebig und unaufführbar“. Nach Kriegsende erschienen u. a. ihr Tagebuch „Flucht ohne Ziel“ (1945) und der Gedichtband „Zwischen den Trümmern“ (1948). Sie vertrat 1947 Deutschland bei dem Frauen-Friedenskongress in Paris und las 1950 an der Sorbonne aus ihren Werken. 1956 veröffentlichte Langner den Roman „Sonntagsausflug nach Chartres“ und 1960 erschien „Die Zyklopen“. Im Auftrag des Goethe-Instituts unternahm sie 1966/67 eine Vortrags-Weltrundreise. Ein Jahr später war sie die offizielle Vertreterin der Bundesrepublik Deutschland bei der Kultur-Olympiade in Mexiko City. Langner wurde mehrfach ausgezeichnet, so erstmals 1930 durch den Deutschen Staatsbürgerinnenverband. Zum 70. Geburtstag erhielt sie die Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt DA, 1980 den Eichendorff-Literaturpreis und die Goldmedaille Pro Humanitate sowie 1981 das Große Bundesverdienstkreuz. Ilse Langner war Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA. Ein Teilnachlass befindet sich in der Darmstädter Universitäts- und Landesbibliothek. Seit 1997 ist der Ilse-Langner-Platz im Paulusviertel nach ihr benannt.

Lit.: Melchert, Monika: Die Dramatikerin Ilse Langner. „Die Frau, die erst kommen wird...“, Berlin 2002; Melchert, Monika: Im Kontrast der Städte Berlin und Paris. Die Schriftstellerin Ilse Langner in den fünfziger Jahren. In: Häntzschel, Günter (Hrsg.): Zur Präsenz deutschsprachiger Autorinnen, München 2010, S. 29-42; Darmstädter Ehrengräber, Darmstadt 2016 (Darmstädter Schriften 105), S. 123-126.