Stadtlexikon Darmstadt

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Komponistenviertel

In Anlehnung an die aus England kommende sozial-reformerisch motivierte Gartenstadtbewegung sollte Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem weitgehend unbebauten Gelände des Breitwiesenbergs im Nordosten DAs eine von Grünanlagen durchsetzte Wohnsiedlung für einfache Bürger entstehen. Joseph Maria Olbrich wurde 1906 mit der Erstellung eines Bebauungsplans für das Gebiet beauftragt, das sich von der Odenwaldbahntrasse über die Dieburger Straße bis zur Fasanerie erstreckt. Dabei galt es verschiedene Auflagen zu berücksichtigen, denn die Größe der Grundstücke, die Ausmaße des zum Haus gehörigen Gartens sowie die maximale Höhe der Baukosten waren genau vorgeschrieben. Olbrichs Entwürfe kamen jedoch nie zur Ausführung, denn nach seinem Tod übernahmen August Buxbaum und Wilhelm Koban 1908 die Planung für die so genannte „Gartenvorstadt Hohler Weg“. Sie legten 1909 einen Bebauungsplan vor, der über 30 Baublöcke mit Doppelhäusern vorsah. Doch nur das Haus Buxbaums wurde gebaut. Stattdessen entstanden in der ersten Bauphase bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs rund 25 freistehende Villen im Stil des Traditionalismus, die von wohlhabenden Darmstädtern bewohnt wurden. In den frühen 1920er Jahren kam es zu einer zweiten Bauphase, in der moderne, teilweise vom Expressionismus und Internationalem Stil beeinflusste Bauten entstanden. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Baulücken systematisch geschlossen und das Viertel unmittelbar bis an die Gichtmauer bebaut. Mitte der 1960er Jahre verhinderten Bürgerproteste die Errichtung von fünf Hochhäusern mit über 80 Wohneinheiten. Mittlerweile ist die Bebauung des Viertels stark verdichtet und nur noch an wenigen Stellen der Charakter einer Gartenvorstadt bewahrt. Seinen heutigen Namen erhielt das Komponistenviertel nach den überwiegend nach Musikern benannten Straßen.