Stadtlexikon Darmstadt

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Kioske

Kiosk meint im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch üblicherweise einen frei stehenden Verkaufsstand für Tabakwaren, Zeitungen, Getränke und Süßigkeiten. Der Begriff geht auf das türkische Wort „kösk“ zurück, mit dem man ursprünglich einen Gartenpavillon innerhalb einer islamischen Palastarchitektur bezeichnete. Zur Zeit der Türkenmode am Anfang des 18. Jahrhunderts gelangten sowohl der Begriff als auch die zugehörige Architekturform nach Deutschland, wie z. B. die Pagodenburg am Schloss Nymphenburg. Mit der zunehmenden Verstädterung im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert setzte sich auch die allgemeine Bedeutung des Worts für eine bestimmte Art von Verkaufsständen im urbanen Raum durch. Wie historischen Fotografien des Darmstädter Stadtkerns zu entnehmen ist, sind Kioske am Ende des 19. Jahrhunderts in DA v. a. auf dem Luisen- und dem Ernst-Ludwig-Platz aufgestellt worden. Die Aufstellung war genehmigungspflichtig und fiel in den Zuständigkeitsbereich des Ordnungsamts, ihre Gestaltung blieb jedoch weitgehend Privatsache. Nur in den 1920er Jahren hat man in DA die Errichtung von Verkaufskiosken einmal als städtebauliche Aufgabe begriffen. Anlass war die für 1925 angesetzte „Darmstädter Woche“, innerhalb der sich DA werbewirksam als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im südwestdeutschen Raum präsentieren wollte. Zur Kommodität der Besucher entwarf Stadtbaurat August Buxbaum sieben Kioske nach einheitlichem Muster in Betongussbauweise, die 1925 im Stadtzentrum Aufstellung fanden. Zwei weitere, wohl aus Holz gefertigte und nur zum temporären Gebrauch bestimmte Exemplare stellte man während der Gartenbauausstellung im Sommer 1925 im Garten der Orangerie auf.
Neben ihrer primären Zweckbestimmung als Verkaufsstelle von Tabakwaren, Zeitungen u. Ä. sollten die Kioske zudem als Verteilerstellen von touristischem Informationsmaterial dienen (Stadtwerbung). Sie waren zunächst nur mit Dachpappe gedeckt, ihre spätexpressionistisch anmutenden Kupferdächer erhielten sie erst 1928. Ihre Standorte waren Kant-, Luisen-, Steuben-, Ballon-, Parade-, Ernst-Ludwig- und Ludwigsplatz. Die drei erstgenannten Kioske überstanden die Brandnacht 1944 weitgehend unbeschadet und wurden schon 1945 wieder von der Stadt DA verpachtet. In der Folgezeit blieb allerdings nur das heute denkmalgeschützte Exemplar auf dem Kantplatz vom Abriss verschont und wurde Ende der 1990er Jahre im Auftrag der Stadt restauriert und anschließend der Bürgervereinigung Darmstadtia e. V. zur Pflege übergeben. Unter der Federführung der Studiengänge Kommunikationsdesign und Mediengestaltung der FH Mainz hielt dort 2001 die Kunstaktion „Kiosk 01“ ihren Einzug. Sie wollte den Kiosk Künstlern und Architekten als kleinste galeristisch genutzte Immobilie DAs für temporäre Installationen zur Verfügung stellen. Seit 2018 gestattet man dem Kunstforum der TU Darmstadt die kleine Ausstellungsfläche für gelegentliche Publikumsaktionen mitzunutzen.

Lit.: Naumann, Elisabeth: Kiosk. Entdeckungen an einem alltäglichen Ort. Vom Lustpavillon zum kleinen Konsumtempel, Marburg/Lahn 2003.