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Kasack, Hermann

Dichter, Schriftsteller
* 24.07.1896 Potsdam
† 10.01.1966 Stuttgart
Der Sohn eines praktischen Arztes besuchte das humanistische Gymnasium und machte im Sommer 1914 das Notabitur; bereits Ende Oktober wurde er wegen eines Herzleidens aus dem Militärdienst entlassen. 1916/17 war Hermann Kasack im zivilen Hilfsdienst in Brüssel, wo er Carl Einstein und Gottfried Benn begegnete; im November 1917 lernte er Oskar Loerke kennen, 1918 erschien sein erstes Buch „Der Mensch“. 1920 heiratete er und wurde Lektor, dann Verlagsdirektor bei Kiepenheuer, 1925 moderierte er die erste Rundfunksendung über moderne Dichtung in der Berliner Funkstunde, von Mai 1925 bis Juni 1926 war er Verlagsdirektor bei S. Fischer. 1933 verboten die Nationalsozialisten seine Arbeit beim Rundfunk, 1941 wurde er nach dem Tod Oskar Loerkes dessen Nachfolger als Cheflektor des S.-Fischer-Verlags. Ab 1942 arbeitete er an dem 1947 erschienenen Roman „Die Stadt hinter dem Strom“, 1943 erschien die Gedichtsammlung „Das ewige Dasein“.

1948 war Hermann Kasack Gründungsmitglied des Deutschen P.E.N.-Zentrums und Vorstandsmitglied des Schutzverbands deutscher Autoren. 1952, als sein zweiter Roman „Das große Netz“ erschien, wurde er Mitglied in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und am 05.11.1953 zu deren Präsident gewählt. Nach zehn Jahren legte er dieses Amt wegen eines Augenleidens nieder und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Seine Amtszeit trug wesentlich zum Ruf und zur Bedeutung dieser Institution bei. „Für die institutionelle Festigung der Akademie, für ihr Wirken und für das Zunehmen ihres Ansehens brachte die Präsidentschaft Hermann Kasacks (…) eine günstige, bald spürbare Wende. Seine behutsame Zähigkeit traf in dem verständnisvollen Vertreter des Bundesinnenministeriums, dem Ministerialdirigenten Dr. Gussone, in dem literarisch interessierten Kultusminister Schütz von Nordrhein-Westfalen auf gewogene, großzügige Partner: Dem unablässigen, aber leisen und höflichen Drängen Kasacks hatte die Akademie eine wesentliche Erhöhung der Beiträge seitens des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen zu ihrem Haushalt zu verdanken“ (Gerhard Storz, Zwischen Amt und Neigung, Stuttgart 1976).

Zu Kasacks Tätigkeiten gehörte u. a. auch ein Gutachten über Arno Schmidts „Seelandschaft mit Pocahontas“, das 1956 mit zur Einstellung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Autor wegen Gotteslästerung und Pornografie führte. Eine wesentliche Aufgabe der Akademie sah Kasack auch in der Veröffentlichung wichtiger Werke von Autoren, deren Publikation Verlagen unrentabel erschien; z. B. Oskar Loerkes „Tagebücher 1903-1939“ (1956) und Alfred Mohrhenns „Lebendige Dichtung. Betrachtungen zur Literatur“ (1956).

Lit.: Heckmann, Herbert / Zeller, Bernhard (Hrsg.): Hermann Kasack zu Ehren. Eine Präsidentschaft in schwerer Zeit, Göttingen 1996.