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Karlshof

Das ehemalige landwirtschaftliche Gut Karlshof wurde in den Jahren 1779 bis 1804 von Staatsminister Carl Ludwig Freiherr von Barkhaus gen. Wiesenhütten gegründet. Er ließ den Karlshof 1797 bis 1803 als Meierei im englischen Stil anlegen. Zur Anlage gehörte neben den Wirtschaftsgebäuden auch eine Gartenwirtschaft, die bereits 1815 als beliebtes Ausflugsziel der Darmstädter Bürger Erwähnung fand. Das Wohngebäude, von Hofbaudirektor Johann Helfrich von Müller erbaut, wurde schon 1816 zum ersten Mal verändert. 1910 erfolgten weitere Umbaumaßnahmen. Den Gutsbetrieb unterhielten in den ersten Jahren nach der Gründung Verwalter, ab 1839 wurde das Gut verpachtet. Aufgrund fehlender männlicher Nachkommen fiel das Gelände in den Besitz der Familie Oetinger, die dort 1898 eine schlossartige Villa errichten ließ und aus deren Hand die Stadt DA 1960 das großflächige Areal erwarb.

Die Stadt führte den landwirtschaftlichen Betrieb zunächst fort, bis sie 1966 das landwirtschaftliche Inventar öffentlich versteigerte, mit der Absicht, die Fläche in das bebaute Stadtgebiet mit einzubeziehen. Auf dem Gelände plante man die Errichtung von 270 Studentenwohnungen, 300 weiteren Wohneinheiten und einem Ladenzentrum. Damit sollte der in DA akuten Wohnungsnot unter den Studenten entgegengewirkt werden. 1966 wurden die ehemaligen Wirtschaftsgebäude abgerissen, die dort sesshaften Bewohner in Ersatzwohnungen umquartiert. Das heute als Oetinger Villa bekannte Haus blieb erhalten.

1975 begann der Bau von drei Gebäudegruppen mit Apartments für knapp 1.000 Studenten und einem zentralen Flachbau für Gemeinschaftsnutzungen. Modellhaft setzten die Planer erstmals das Konzept von Wohngemeinschaften um. Die Größe der Wohngruppen variierte zwischen zwei und zehn Personen. Außerdem entstanden 40 behindertengerechte Wohneinheiten im Erdgeschoss. 1977 zogen die ersten Studenten in die Wohnanlage ein. 1979 waren die zur Verfügung stehenden Plätze ausgebucht. Für die noch ungenutzte Fläche auf dem Karlshof-Areal nördlich der Oetinger Villa wurde 1982 ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben. Aufgabe war es, ein der Qualität des Grundstücks angemessenes „Wohnen im Park“ zu entwerfen. Der Architekt Bernd Voissem gewann ihn mit der Platzierung von mehreren drei- bis viergeschossigen Wohnblöcken, zwischen denen der alte Baumbestand erhalten blieb. Das alte Gebäude der Oetinger Villa wurde viele Jahre als selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum genutzt. Seit 2017 hat der Verein vielbunt e.V. die Räumlichkeiten übernommen und das Queere Zentrum Darmstadt eröffnet.